Milutin Michael NICKL
Der Usus soll entscheiden
I. Zu Genussystem und Genderisierung im Gegenwartsdeutschen
II. Über drei Statements contra sowie pro Gender-Stern und Binnen-I

Egalisierungskampagnen zur semantischen Kongruenzherstellung von grammatischem Genus, humanbiologischem Genus und Social Gender basieren auf einer undurchführbaren Wissensform. Etliche Sprachen haben kein Genus. Viele nur zwei Genera. Didaktisch dominieren im Deutschen zweifellos Maskulin, Feminin und Neutrum. Doch bei der Schulweisheit in nominibus tria genera stehen bleiben zu wollen, wär nicht ratsam, wie der Rhetoriker Quintilian schon um 95 AD bemerkte. Es kommt durchaus auch mit auf diejenigen Nomina an, bei denen zwei oder alle Geschlechter gemeinsam vorkommen (Inst.Orat. I,4,23). Systematisch gesehen sind im Gegenwartsdeutschen (Contemporary Transnational German) fünf bis sechs grammatische Genera erkennbar und differenzierbar (Nickl 2021): Feminin, Maskulin, Commune, Neutrum, Epicoenum und ggf. Dubium oder Diversimodum. Die germanistische 3-Genera-Doktrin fürs Gegenwartsdeutsche läßt sich nicht aufrechterhalten.

In Contemporary Transnational German (CTG) there is no biological and linguistically consistent congruency alongside of genders. Usually three genders are defined in German: masculine, feminine, and neuter. However, there is also a distinctive Common gender, and many Epicenes can be found in German as well. Moreover, an additional Dubium, Incertain or Diverse gender may be distinguishable among up to six genders (Nickl 2021). Word endings in and by themselves don`t reveal grammatical gender thoroughly within current German. In addition, you have to consider set theoretical aspects, intersections and certain propositional connectives. Different aspects of German nouns, selected distinctions and relations between gender inherence and grammatical German gender on the other hand are addressed here from a systematic point of view.
Key words
: gender inherence, noun gender, semantics, socio-gender perceptions,
up to six grammatical genders in Contemporary Transnational German (CTG):
masculine, feminine, commune, neuter, epicene, and dubium/incertain or diverse.  

Und wie steht es um Binnen-I und Diversitäts-Asterisk?
Das Binnen-I in Anredeformen und Paarform-Wortkreuzungen erscheint wortbildungskonform: es generiert je ein gemeinschaftliches, feminin+maskulin zusammenfassendes Genus Commune, wenngleich verkompliziert. Der Diversitäts-Asterisk als Solidaritätszeichen evoziert jeweils ein semantisch motiviertes Genus Dubium oder Diversimodum. Gendergap und Genderstern implizieren einen globalen Geltungsanspruch, der sich uneingeschränkt auf Humankommunikation in allen lebenden, natürlichen Sprachen bezieht, nicht nur aufs Gegenwartsdeutsche.
Mehr dazu weiter unten in
II
:  Über drei Statements contra sowie pro Gender-Stern und Binnen-I
      (enthält kritische Aspekte zur DGPuK-Diskussion)

I. Zu Genus-System, Genusinhärenz und
Genderisierung im Gegenwartsdeutschen


Angesichts des Aprioris der Argumentation in Kommunikationsgemeinschaften (Apel 1973/II) gehen wir davon aus, daß eine strenge Trennung von Grammatik, Critical Thinking und Intellekt, Sprachlogik und Rhetorik in der öffentlichen Sprach- und Popularkommunikation weder in bildungsgeschichtlichen Interpretationssträngen aufrecht zu erhalten, noch in vielen aktuellen Forschungsdesigns analytisch-praktisch sinnvoll ist (Davidson 1953, Roy 1999, Vance 2008; generell im Kontext angloamerikanischer wie europäischer Rhetoriksysteme und zuzuordnender Journals & Textbooks, siehe AILACT, RSA, RSE, NCA/SCA). Eine intelligible, plausible, traditionelle europäische Errungenschaft, woran wir anknüpfen. Sie findet sich z.B. in der weit verbreiteten Wissenschaftslehre des Robert Kilwardby um 1245/50 (ed. Judy 1976). Auch wurde die Interrelation bzw. der Konnex von Grammatikalität und Sprachlogik noch Mitte des 19.Jahrhunderts als evident akzeptiert (F.A. Trendelenburg 1846: 33) und darauf insistiert, „dass die logischen Kategorien zunächst einen grammatischen Ursprung haben und dass sich der grammatische Leitfaden durch ihre Anwendung durchzieht„.
Zu Genussystem und Genusinhärenz personenbezogener Nomina (Nickl 2021), bereits etablierten und okkasionell-transitorischen Neologismen vorgetragen werden ausgewählte Aspekte und ausschlaggebende Argumente, soweit sie angewandt-linguistisch, germanistisch-interkulturell und kommunikationswissenschaftlich von Belang sind.



Eine kommunikationssoziologische oder kommunikationspolitische Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, grammatisch und sprachpragmatisch kongruent erstellt mit sozialwissenschaftlichem Methoden-Tableau, existiert nicht. Mit areallinguistisch verzweigtem Inventar an dialektgeprägten Formen der Sprachkompetenz und Performanz (jeweils mit spezieller Grammatik, Soziophonetik, Semantik, Pragmatik) samt ‚recurrent arrangements of form and meaning‘, polylektaler Sprecher-Hörer-Kompetenz, rhetorischer Interaktions-, Kontext- und Standardsituationstheorie, Generationentypik, Rollen-Variabilität, Soziolekt- und Sprechakttypik, austariertem Relationsgefüge zwischen rhetorischen Repräsentations- und Textdomänen, konkretisiert hinsichtlich idiolektaler Kommunikatorperformanz, müßte eine graduell offene, logisch-mehrwertige, für sozialkommunikative und politische Phänomene passende, zuordnungstheoretisch bizarre und komplexe Grammatik riesige Ausmaße aufweisen und zig Bände umfassen. Auch eine Gewerkschaftsgrammatik des Gegenwartsdeutschen gibt es nicht. Und wie man es auch dreht und wendet: manche Bukof-„Vorschläge“ basieren auf einem kommunikationsstrategisch mehr oder weniger polarisierend motivierten Funktionärsjargon, stammen also nicht direkt aus der Umgangssprache und sind nicht exklusiv aus einem Grammatiksystem-Zusammenhang der hochsprachlich entwickelten, deutschen Gegenwartssprache evaluierbar.

Befremdend und desinformiert wirkt in diesem Kontext die eher feministisch inspirierte Bekämpfung des gemeinschaftlichen, generell feminin+maskulin übergreifenden Genus Commune, das im Gegenwartsdeutsch oft vereinseitigt und irreführend als genuin generisches Maskulin (?!) dargestellt und fragwürdig charakterisiert wird. Denn die Genusinhärenz des im Gegenwartsdeutschen faktisch existierenden Gemeinschaftsgenus wird dadurch nur fragmentarisch, insgesamt mißverständlich bezeichnet und mehr oder weniger desavouiert. Eine distributionsgrammatisch argumentierende, sprachdiachronisch informierte, traditionelle Verteidigung des generischen Maskulins stammt von Peter Eisenberg 2018, et passim. Sein Standpunkt läßt sich deskriptionslinguistisch vertreten.

Angesichts der sozialkommunikativen Sprach- und Sprechdatenlage komme ich bei der Einschätzung generischer „Maskulin“-Kandidaten zu einem anderen Ergebnis: Auf die äußerliche, symbolsprachlich alphabetisierte, scheinbar formale Maskulin-Ähnlichkeit von /-er/, normalerweise ungespannt und leicht verdumpft gesprochen [~ɐ] im Suffix bzw. in der Flexionsendung innerhalb von schriftsprachlich aufbereiteten, transliterierten Textsorten kommt es dabei aus angewandt-linguistischer und kommunikatonswissenschaftlicher Fachsicht nicht entscheidungsrelevant an. Auch nicht auf die in der germanistischen Literatur verschiedentlich kursierende, monophonematische Deutung von Endsilben-Diphthongen, die wir hier nicht gesondert vorführen brauchen. Ohne die Belesenheit und Deskriptionskompetenz von Philologen in Abrede zu stellen, bleibt die Bezeichnungsevidenz fürs hier in Rede stehende, feminin+maskulin gemeinschaftliche Designatum, für beide, feminin+maskulin kongruent zusammengefaßten Teilmengen hinsichtlich dieser zweigliedrigen Wortgruppe „generisches Maskulin“ fragwürdig, sachreferentiell ungenau, inakkurat, mißverständlich bis obsolet, weil nicht beide personenrelationale Teilmengen damit gezielt angesprochen werden. Das sogenannte „generische Maskulin“ adressiert vorrangig Maskulina, transportiert eine mengentheoretisch wie sprachlogisch mangelhafte Bezeichnungsevidenz und paßt schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr in die Sprach- und Sozialkommunikation deutschsprachiger Länder.

Definitorisch läßt sich das Commune umgrenzen: Wenn mindestens zwei echte, definite, genusungleiche, personenrelationale Teilmengen, feminin+maskulin, sprachlogisch wahr, semantisch-pragmatisch kongruent und propositional stimmig solch einem Substantiv zuzuordnen sind, dann paßt fürs zuzuweisende Genus die Bezeichnung Genus Commune, zutreffenderweise. Fürs Commune muß eine Korrespondenztheorie der Wahrheit applizierbar sein. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um disjunkte Mengen.
Das Commune umgreift beide personenrelationale Teilmengen integrativ und zwar gleichrangig. (Nickl 2021: 63). Es weist in sich keine Hierarchie auf. Niemand wird im Commune humanbiologisch ex negativo taxiert, nur additiv. Von der jeweils integrierten Personenmenge her gesehen (und etwaige psycholinguistische Priming-Effekte beiseite gelassen), verhält sich das Commune mengentheoretisch, summarisch sexuskombinatorisch, bzw. sexusübergreifend. Die im Commune integrierten personenrelationalen Teilmengen werden einfach als verschiedenartig angesehen. Dementsprechend werden sie mit der Genus-Kategorie des Commune nicht mit reflexionslogischem Aufwand näher in ihrer Identität, Differenz, oder im Hinblick auf etwaige Gegensätzlichkeiten oder Widersprüche aspektiert oder gar charakterisiert.
Sondern nur additiv und mengentheoretisch als Verschiedenartige umfaßt
:
Die Drei von der Tankstelle, die drei Personen.
Im Singular: die Person.

Wobei die Genuszuweisung im Singular selbstverständlich optional bleibt.
Im Falle von „die Person“ {m/w/d} – unabhängig davon, was empirisch-humanbiologisch oder sozialkognitiv zutrifft – läßt sich im Rahmen der Grammatikalität des Gegenwartsdeutschen sowohl für Commune wie für Femininum argumentieren. Die Genus-Zuweisung Commune scheint mir die aussagenlogisch und grammatisch einfachste, kohärent positive und deshalb überzeugendste zu sein.


Probiert man demgegenüber doch erst mal aus, der Drei-Genera-Doktrin via DUDEN-Grammatik (2016: p.157/158) zu folgen, dann müßte man deren Ratio loquendi hinsichtlich personenbezogener Genus-Zuweisung beim herausgegriffenen Beispiel von „die Person“ etwa so reformulieren:
die Person ist feminin, sexusindifferent, simultan sexusunspezifisch bzw. gleichzeitig geschlechtsneutral (?!).
Womit ein sprachlogisches wie sozialkommunikatives Skandalon fabriziert wird. Es resultiert aus dem fürs Gegenwartsdeutsche unzureichenden Sortiment der pauschal übernommenen, ebenso kollegial wie unüberprüft weitergereichten, normativ-präskriptiv vorinstallierten Drei-Genera-Dokrin, die permanent als plausibel angepriesen wird und im vorliegenden Fall schlicht auf einem sprachlogisch kuriosen Trugschluß basiert:
die Person“ = feminin = geschlechtsneutral (!?).-
Okay, da bleib ich lieber Dissident.

 

Wollte man stattdessen aus ideologischen Gründen von zwei disjunkten Mengen sprechen, müßten zwei generische Genera, ein generisches oder evtl. venerisches Feminin und ein generisches Maskulin postuliert werden, was u.a. auch im Falle von „Hebamme“ unhaltbar erscheint. Die Erwägung „zwei disjunkte Mengen“ bei männlichen und weiblichen Hebammen führt auf den Holzweg eines grammatisch ungesicherten Epicoenons, solange im Sprachusus „der* Hebamme“ als irregulär empfunden wird; von der Wortbildung her wäre zwar „der Hebammerich“ scherzhaft möglich, klänge aber wohl etwas despektierlich. Gemäß § 3 (2) HebG gilt die Berufsbezeichnung „Hebamme“ für alle Berufsangehörigen. Eine männliche Hebamme gehört zum Kreis der Hebammen-Berufsangehörigen und bleibt im Singular die bzw. eine Hebamme. In der Flexionsendung <e> wird ein kurzer, offener, unbetonter, relativ ungespannter Zentralvokal artikuliert, ein allophonischer Gleitaut, ein Schwa [ə], das im Nhd. keinen Phonemstatus hat, jedoch je nach Sprechsituation und Sprechertypik die „Färbung“ oder Nähe zu so gut wie allen möglichen kurz-offen-unbetonten und ungespannten Vokalen oder Umlauten, approximativ auch von <ä> [⁠ɛ⁠] oder <ö> ​[œ] annehmen kann. Erst durch das herbeizitierte Artikelwort <die> im Singular ließe sich nach deskriptiv-oberflächenlinguistischer Manier auf ein grammatisches Genus schließen. Leider gelingt ein solchermaßen fundiertes Schließen nicht immer täuschungsfrei. Genusinhärenz und Genuszuweisung haben sich bei die bzw. eine Hebamme im Usus der Sozial- und Sprachkommunikation gewandelt: vom ehemals exklusiven Femininum zum feminin+maskulin übergreifenden Genus Commune.

Mit oberflächenlinguistischen Flexionsendungs-Fixierungen und zusätzlich mobilisierten Artikelwörtern läßt sich eben nur ein Teil der Genusinhärenz- und Zuweisungsprobleme lösen. Die praktische Bedeutung der Deklinationstabellen und Flexionen in der DaF-Didaktik und fürn Schulbetrieb soll damit weder bagatellisiert noch überbewertet werden. Fragen der Genuszuweisung personenbezogener Substantive müssen nicht ausschließlich morphonologisch und wortsemantisch oder sprachstrukturell-synchron bedingt sein. In etlichen Fällen sind mengentheoretische sowie performanzgrammatische Kriterien der sprachlich-öffentlichen Kommunikation dafür entscheidungserheblich.
Daß Fragen der Genusfundierung, Genusinhärenz und Genussystematik im Nhd. nicht allein im vergangenen Jahrhundert ins Abseits glitten oder bis in unsere Zeit gerne schulmeisterlich gedrechselt [gəˈdʁɛksl̩t‘] vorgeführt werden, steht außer Frage. Was sicherlich auch etwas mit der Vorliebe für präparierte Ausgangsdaten zusammenhängt: „Wir ham das schon mal alphabetisiert für Sie vorbereitet!“ Hier: Präferenz für die normativ-präskriptiv optimierte Kanonische Form schriftsprachlicher Textsorten. Erfreulich, daß wenigstens in der gefälligen, saloppen Anredeform „Liebe Leute“ oder „Leute von heute“ keinerlei generisches Maskulin kaschiert oder maskiert daherkommt.

 


D
ie freieste Veranstaltung im Gegenwartsdeutschen heißt Wortbildung und nicht etwa Genderisierung. Beim Genus geht es zuallererst um Mengen, was der humanistische Rhetoriker Marius Nizolius erkannte (1553, lib.II cap.1) und lange danach sogar noch Leibniz 1670 beeindruckte. Doch kein sprachliches Terrain erscheint unsicherer als das Genus, wie der spanische Hellenist und Humanist Francisco de Vergara schon 1537 postuliert hatte. Gleichfalls gut im Trend liegt die Gender-Einschätzung von Greville Corbett 1991 mit “the most puzzling of the grammatical categories”.


Grammatische Genera von Substantiven sind nichts anderes als mengentheoretisch explikable Klassenarrangements, bei denen es erst in zweiter Linie und in soundsovielen Fällen zusätzlich auf bedeutungsdifferenzierende Aspektierungen, empirische Evidenzen, semantisch-pragmatische Kongruenz, Disambiguierung und motivierte Zuordnungsgewißheit ankommt. Manche Genera-Zuordnungen deutschsprachiger Substantiva muten arbiträr an, andere geglückt und wieder andere eher voluntaristisch-willkürlich.

 

Grammatikalität ist kein Gebetsteppich. Grammatisches Genus, humanbiologische Geschlechter und soziale Genus-Impressionen und Realitätskonstruktionen sind im Gegenwartsdeutschen nicht generell kongruent und cool zur Kenntnis zu nehmen. Einige wenige Beispiele für personenbezogene Substantive hierzu, um das vorgetragene Argument zu verdeutlichen, ohne dabei auf spezielle Wortbildungsaspekte wie Ableitungs- und Diminutivsuffixe etc. einzugehen:  
Pars pro toto: die Affenpockenleugner, die Backbencher, der Bitchmove, das Büblein, die Chinesen, das austragende Elternteil, die Expertengruppe, die Fans, die Follower, das Frauchen, die Gendergerechten, die Gesellschaft, die Geschwister, der Gott, die Gottheit, die Gurkentruppe, die bessere Hälfte, das Heer, die Hintermann-Mannschaft, die J6ties, die Jungfrau (auch für jungfräulich oder zölibatär lebender Mann), die Kanaille, die KEK-Kommission, das Kind, die Kindheit, das Kanonenfutter, die LGBT-Leute, die Logenmafia, die Lügenfakultät, das Mädel/Mädchen, das Mägdchen, die Mannigfaltigkeit, das Mannsbild, die Mannsperson, die Memme, das Matriarchat, das Mutterrecht, die Mundart-Band, der Mensch, die feixende woke Meute, die Normies, das Pack (schlägt sich und verträgt sich), die Paarungen (z.B. beim Schachturnier), die Polenlobby, die Props, die Schildwache, die Schildwacht, die ethnische Spaltung, das Töchterchen, die Truppe, der Vamp, die Vertretung, die Verwaltung, die Vorhut der Arbeiterklasse, das Weib, der Zwilling.


Abgesehen von einigen Ableitungssuffixen/Wortendungen und ausgewählten Personen- und Tierbezeichnungen sowie Sachgruppen gibt es kein hinreichend sicheres transformationsgrammatisches Regel-System, womit das Substantivgenus im Gegenwartsdeutschen in allen Fällen eindeutig zweifelsfrei oder widerspruchsfrei generiert werden kann. Optimistischere Auffassungen (z.B. Eisenberg 1989: 170) sollen nicht verschwiegen werden.
Weder durch die bisherige Grammatikographie, noch durch die Serie stattlicher Monografien über Sprachliche Zweifelsfälle, auch nicht auf der Folie von Korrektheitsvorschlägen in popularisierenden Leitfäden zu gendergerechtem Formulieren wurden die phonetischen, phonatorischen und prosodischen Artikulationsfragen gendergerecht akzentuierten Sprechens, oder die semantischen, sprachpragmatischen, syntaktischen Kongruenz- und Relationsprobleme sogenannter gendergerechter Wortbildungskreationen im Zusammenspiel mit gendergerecht alphabetisierter Sprachverwendung suffizient gelöst. Nach wie vor bewegen wir uns im Bereich des Erwägens, Meinens, Dafürhaltens und des Verkomplizierens, besagt auch: innerhalb heuristisch interessanter, epagogisch riskanter, kommunikationslinguistisch ambitionierter, interfachlich weit ausgreifender, hauptsächlich jedoch im Rahmen propädeutischer Wissensformen. Ausgefeilte, geschweige denn abgeschlossen durchkomponierte Theorien fehlen dazu.  

 

Affektneutral betrachtet wird in manch aktuellen Diskussionsbeiträgen die Genus-Festigkeit und Genus-Eindeutigkeit personenbezogener Substantiva, in diversen Fällen sicherlich nicht zuunrecht, beispielsweise aus LGBT-Blickwinkeln kritisch angegangen und in Frage gestellt. Und mit der Generierung von nicht-etablierten Nomen, Nominalkomposita oder Neologismen beantwortet, die verkomplizierenderweise z.B. ein Binnen-I aufweisen, oder durch angloamerikanischen Sprachkontakt befördert einen Binnengap oder ein mittiges Asterisk-Graphem beinhalten. Nicht die Genus-Fundierung schlechthin, wohl aber die Genus-Inhärenz etlicher gendersensitiv interessierender Nomina steht in Frage. Cui bono? Es mag noch so praktisch (gewesen) sein, althergebrachterweise und kulturtechnisch routiniert von 3 Genera im Deutschen auszugehen. Dahinter steckt natürlich das vermeintliche Bemühen, die Sache möglichst widerspruchsfrei zu halten. In der DaF-Didaktik und Grundschuldidaktik nach wie vor gut vertretbar – mit den bekannten deskriptiven Darstellungstechniken, um möglichst rasch und angemessen portioniert zu effektiven Fortschritten in der Lehrvermittlung zu kommen. In der öffentlich-aktuellen Sozialkommunikation und angesichts des vergleichsweise gut sortierten Genus-Inventars im Nhd. reicht das nicht aus. Genausowenig wie eine allzu fixe, semantisch verbrämte oder sexualisierende Suffix-Interpretation. 

Exemplarischer Schulmeister-Spruch (Duden-Grammatik 2005: 153, 2009: 152, 2016: 156): „im Deutschen gibt es drei Genera: Maskulinum, Feminum und Neutrum“. Gemäß Duden-Selbstverständnis die ‚maßgebliche‘ Auffassung und longe lateque vorgeführte Genera-Darstellung. Von der Hochschulgermanistik routiniert wiedergekäut, im Bildungssystem weitverbreitet und doktrinär didaktisiert, kann sich auf solch spröder Folie freilich weder ein sprachkommunikativ suffizientes, noch ein sozialkommunikativ flexibles Genus-Bewußtsein, geschweige denn ein ausbalancierbares, facettenreiches, kommunikationspragmatisch akzeptables Gender-Problembewußtsein bilden.

 

Übrigens dürfte die drastische Reduktion auf 3 Genera im Deutschen wohl kaum aus der verwickelten Entwicklungsphasen-, Sprachkontakt- und Transferenz-Analyse historisch nachgestalteter Sprachstufen des Deutschen mit seinen Nachbarsprachen stammen. Fraglich bleibt ebenso, ob sich die 3-Genera-Festsetzung des überregionalen Neuhochdeutschen aus der auffallend kreativen Grammatikographie des Mittelhochdeutschen (allzusehr optimierte Mhd.-Grammatik-Nachdichtungen auf fragiler, schmaler Datenbasis im 19.Jahrhundert) herauspräparieren läßt. Die Drei-Genera-Einteilung in deutschen Sprachstufen resultiert auch keinesfalls aus der über ein Jahrtausend andauernden, transfersprachlichen Latein-Dominanz (dann müßten es wenigstens 5 Genera sein), die man seit der Neuzeit, nicht etwa erst seit der Lingua Tertii Imperii, zu bekämpfen begann und seit Ende des 18.Jahrhunderts unverhohlen als „undeutsch“ brandmarkte. Eher schon könnte sie aus trüber Protagoras-Überlieferung im Corpus Aristotelicum (Rhetorik, Buch III, 1407b7-8: Protagoras` Unterteilung der Geschlechter der Nomen in männlich, weiblich und sächlich, ed. Rapp, WBG 2002: 137) herstammen.

Mutmaßlich (Hypothese) wurde diese aus zweiter Hand nach Protagoras referierte 3-Genera-Auffassung der deutschen Sprachlehre aufgepfropft, was etwas mit der Griechen-Begeisterung des 18./19.Jahrhunderts zu tun haben könnte. Einiges spricht dafür. Kausal beweisbar ist es nicht. Zwingend ist diese 3-Genera-Lehre im Gegenwartsdeutschen jedenfalls nicht. Systematisch gesehen läßt sich diese germanistisch adaptierte 3-Genera-Doktrin fürs Gegenwartsdeutsche nicht aufrechterhalten.

 

Weder das grammatische Femininum noch das Genus masculinum ist identisch mit dem Genus commune (allgemeines, generell feminin+maskulin übergreifend gemeinsames Genus, worin jeweils echte Teilmengen integriert sind, z.B. bei bestimmten Anredeformen oder Berufsbezeichnungen). Wie in den 1980ern in der DDR-Germanistik noch regulär angewandt: „Redaktionssekretär Ingrid Stahl“(Fleischer et al.1983, p.4; oder p.155: „Frau Professor Müller ist Prorektor für Forschung“).


Auch gemeinschaftliches Genus commune und Genus epicoenon (das zweigeschlechtige Genus: der die Azubi, der die Auszubildende, der die Betroffene, der das Bitcoin, der die Gemeinte, die der Geimpfte, der die Gendergerechte, die der Heide, der die Hindu, der das Kasperle, das der Mannequin, die der Ungeimpfte, der die Wahlberechtigte) sind nicht dasselbe. Beim Genus epicoenon ist jeweils semantisch kongruent und situationsspezifisch konkret zu disambiguieren, z.B. bei Heide namenkundlich oder geografisch oder religiös, aber eines trifft in der konkreten Sprech- oder Rezeptionssituation jeweils sicher zu, deshalb Epicoenon-Zuordnung. Demgegenüber sind im Genus commune die jeweils betreffenden, femininen plus maskulinen Referenzmengen schon stimmig integriert (Nickl 2021: 66). Davon abgesehen, weil gewisse Zweifel an der generellen Synonymität von Commune und Utrum bestehen, wird hier nicht auf den Utrum-Begriff zurückgegriffen.


Das Genus femininum
und das Genus masculinum repräsentieren grammatisch bestimmte, sprachkommunikative Mengen, Dimensionierungen sowie jeweils bestimmte Valenz-Verhältnisse. Wo Genus und Sexus parallel referieren oder motiviert sind, treten trivialerweise keine Rezeptionsprobleme auf:
die Chefin, die Galeristin, die Hausfrau, die Lebensabschnittsgefährtin, die Rokoko-Kokotte; der Deserteur, der Jungspund, der Meister vom Klappstuhl, der Müllmann.
2 Satzbeispiele:
… „Olga wußte nicht, daß ihr Mann eigentlich Ophthalmologe werden wollte.“
aber: … „Der RdR verhält sich abwartend.“

(Wer plädiert für Commune? Wer für Maskulin? Oder für beides?)



Offensichtlich folgen weder das grammatische Genus noch die realempirische Kommunikatorrepräsentanz im Satz einer ideologisch verdächtig angehauchten (marxistischen) Widerspiegelungstheorie, eher schon einer interpersonal erworbenen, intuitiven Zuordnungstheorie oder sozialkommunikativ entwickelten Casual Theory der Kongruenz. Aber selbst dort, wo beim Femininum und Maskulin jeweils kongruent sexussymmetrische, lexikalische Relationen vorgegeben sind, wäre der Schluß auf so etwas wie das Vorhandensein von fairer, gendergerechter Gleichberechtigung in gesellschaftspolitischer Hinsicht verfehlt. Auch dies dürfte unstrittig sein.

An egalitärer Flexionsendungs-Innovation geht bei der Genus-Generierung und Substantiv-Valenz (hier: Nomina agentis, patientis; Beziehungs-/Verwandtschafts-Bezeichnungen) in den nhd. Standardvarietäten leider relativ wenig. Durch das Genus femininum wird kein Teil des Universums feminin portioniert. Analog verhält es sich beim Maskulin, wodurch der Kosmos nicht etwa maskulin durchstrukturiert wird. Wobei sich die Genus-Flexionsendungen des deutschsprachigen Maskulins nicht immer auf Personen beziehen müssen (Kalk, Kern, Miner, Schraubenzieher, Seufzer, Schmerz).
…“Beim Satirologen rieselt der Kalk in den Gelenken“.

 

Und durchs grammatische Neutrum (grammatisch-relational heterogeschlechtig betrachtet: keines von beiden, neutral) wird ‚das Kind‘, ‚das Kleine‘, ‚das Kindchen‘ humanbiologisch nicht etwa als geschlechtsneutral diminuiert und definiert. Mit mangelnder Gendergerechtigkeit, zu benörgelnder Gendersensitivität oder blanker Gender-Ungerechtigkeit hat das wirklich nichts zu tun. Auch das Neutrum ist lediglich ein grammatisches Geschlecht.

Cave: Nicht nur femininmaskulin, auch communeneutrum stehen in grammatischer Genera-Opposition (commune: beide Mengen fem.+mask. zusammen – neutrum: keine/s von beiden), was in Genderisierungsdebatten oder betreffenden Streitgesprächen oft übergangen wird.
Das logisch mehrwertige Dubium bzw. Diversimodum oder Incertum kann Unsicheres, Unbestimmtes, Unwahrscheinliches, bis zu einem gewissen Grad Wahrscheinliches, Zweifelhaftes enthalten, incertum stricte dictum, bleibt aussagenlogisch fragwürdig, strittig, kann wahr oder kann falsch sein, erscheint bezüglich Genusinhärenz nur vage taxierbar. Es steht in Opposition zu den fest fixierbaren grammatischen Genera.

 

Commune, Epicoenum und Dubium oder Genus diversimodum sind komplexe grammatische Genera, die darstellungstechnisch kaum glatt und schneidig zelebrierbar sein dürften. Das Genera-Inventar der gesprochenen und geschriebenen deutschen Sprache sollte nicht unterschätzt werden. Derlei scheinbar leicht marginalisierbare Mini-Topics bedürfen einer kommunikationslinguistisch und sozialkommunikativ fairen und flexiblen, hinterfragbaren, umsichtigen Lehrvermittlung.

5 Genera im Gegenwartsdeutschen plus ein Genus dubium oder diversimodum (schwankendes, unbestimmtes, unsicheres, zweifelhaftes Genus: der das die Mündel, soweit die Zuordnung offen und unsicher bleibt), oder aber ein dezidiertes, en gros unbestimmtes Diversitätsgenus. In Anredeformen mit Gender-Asterisk-Infixgraphem „Kolleg*innen (z.B., wenn gemessen an der häufig vorgetragenen Forderung nach semantischer Kongruenz auch entsprechende humanbiologische Hermaphroditismus- oder Transgender-Voraussetzungen vorliegen könnten; dennoch braucht das beim Solidaritätssignal <*>, dem Sternchengraphem, gar nicht zutreffen). Beim polysemen Sternchengraphem=Solidaritätssignal <*> in einem substantivischen Anrede-Wortgebilde handelt es sich schlicht um eine zwischengeschaltete Werbebotschaft pro Diversität. Jedoch nicht auf typische Produktwerbung begrenzt, sondern mit generellem, grandios-globalem Geltungsanspruch in sprachlich-öffentlicher Symbolkommunikation. Womit nicht behauptet wird, dies sei im Gegenwartsdeutschen was Unzulässiges oder völlig Deplaciertes. In der nhd. Wortbildung geht fast alles, denn sie weist riesige Freiheitsgrade auf (verglichen mit Phonologie, Morphologie, Syntax und Textgrammatik). Festgehalten sei auch, daß dieses Sternchengraphem als Solidaritätssignal <*> einen anderen grammatischen Status aufweist, als sonstige grammatisch segmentierbare, von ihrer jeweiligen Umgebung diskriminierbare, mithin identifizierbare und effektiv zuordnungsfähige Redeteile (partes orationis). Grammatisch gesehen, wird mit dem Solidaritätsasterisk <*> ein ambitioniertes, ideologisch aufgerüstetes Indeklinabile in ein wie auch immer zusammengesetztes Wortgebilde oder eine pluralische Anredeform inkorporiert. Wodurch ein komplexes, mehrfach dimensioniertes, neologistisches Wortkonglomerat entsteht. Dessen pragmalogischer, semantischer und rhetorischer Impact ragt weit über die Grammatikalität des Gegenwartsdeutschen hinaus. Der Solidaritätsasterisk <*> ist nicht mit einem herkömmlichen sprechsprachlichen oder schriftsprachlichen Wortbildungsmorphem oder einer anderen, gebräuchlichen Wortbildungskomponente zu verwechseln. Was nichts Inferiores besagt. Für den hier interessierenden Fokus bleibt entscheidend, daß aus einem substantivischen Anrede-Wortgebilde, das mit dem mittig situierten, simultan verkomplizierten <*> Sternchengraphem=Solidaritätssignal bestückt wurde, ein Genus dubium/diversimodum/incertum resultiert, das einer fairen, kritischen, gendersensitiven und wohl schon ziemlich zeitkonsumierenden Didaktisierung bedarf.


Abgesehen davon läßt sich ein klassisches, grammatisches Dubium oft schon am pluralischen Wir-Personalpronomen ablesen und nachvollziehen.
Ein pronominal fokussiertes Satzbeispiel dazu:
Daß wir [´wiˑɐ̯] uns vergriffen, war inbegriffen.
Besagt: unsichere, zweifelhafte [´wiˑɐ̯]-Genuszuordnung; welche und wieviele Diversitäts-Genera pronominal inkorporiert sind, erscheint unsicher, strittig, unbestimmt und oder zweifelhaft. Und das ist nicht nur etwas Exotisches im Deutschen.

Im Gegenwartsdeutschen (Contemporary German) wie im Lateinischen (klassische Latinität/Mittel- und Neulatein) lassen sich 6 grammatische Genera diskriminieren und identifizieren: drei feste und drei flexible. Womit nichts Neues geltend gemacht wird. Allerdings lassen sich Genusinhärenz und Genuszuordnung in etlichen Fällen nicht einfach aus Deklinationstabellen und hinzukomponierten Artikelwörtern oder Pronomen ablesen. Wir sollten die intensiven, nachhaltig wirkenden, diachronisch-linguistischen Transferenz- und Sprachkontaktphänomene des Mittellateinischen als Administrations-, Bildungs-, Diplomatie-, Wirtschafts- und Verkehrssprache des Mittelalters und der frühen Neuzeit aufs Mittel- und Frühneuhochdeutsche neben einflußreichen weiteren romanischen Sprachgruppen nicht bloß als ‚alte Zöpfe‘ marginalisieren, oder den seit der frühen Neuzeit herrührenden Kampf „gegen undeutsche Tendenzen“ quasi im neuen, progressiven Design weiterführen. Was keine Grammatik-Parallelität von Deutsch und Latein bedeutet. Aber beim Genera-Sujet der Substantive verhält es sich ähnlich.

 

6 Genera unterscheidet auch Thomas von Erfurt, der erste europaweit einflußreiche, deutschstämmige, konstruktivistische und modistische Grammatiktheoretiker mit einem gewissen Wissenschaftlichkeitsanspruch.
Wegen seiner Diasynthetik mit performanzgrammatischer Sprachproduktions- und Satzverstehenslehre würden wir ihn heute als Psycholinguisten bezeichnen. Im XVI. Kapitel seiner um 1300 angefertigten Modi Significandi noviter compilati differenziert er masculinum, foemininum, commune, neutrum, epicoenum und dubium; vgl. eine Pergamenthandschrift aus dem ersten Viertel des 14.Jhts, den Münchner Codex Clm 22294: folio 176 verso/Blatt-Rückseite und f. 177 recte/Blattvorderseite  (Nickl 2004: 239/240). Womit er an die stabilisierte Überlieferungslage der klassischen Latinität anknüpfte, vgl. die Darstellung Priscians (~ 500 bis zum Herrschaftsbeginn Justinians) im 5.Buch De Generibus seiner in Europa über tausend Jahre einflußreichen, 18 Buchrollen/Bücher umfassenden systematischen Grammatik. Zum Commune stellte Thomas Erfordiensis im XVI.Kap. seiner Modi Significandi fest. „Genus commune est, quod nec differt a masculino, nec a foeminino“. Diese ebenso simpel formulierte, wie kommunikationslinguistisch, mengentheoretisch und sprachlogisch interpretierbare Auffassung des Thomas von Erfurt dürfte auch heute in mancher Hinsicht aktueller, durchdachter und überzeugender erscheinen als die mE wohl doch etwas überschätzten, flexionsendungsfixierten Proponenten des „generischen Maskulins“.

Egalisierungskampagnen zur vermeintlichen Kongruenzherstellung von grammatischem Genus, humanbiologischem Genus und Social Gender basieren auf einer zwar genderfokussiert motivierten, gleichwohl undurchführbaren Wissensform. Beim grammatischen Genus geht es in erster Linie um Mengen, Referenzmengen, sachreferentielle Objektbereiche. Semantische und sprachpragmatische oder rhetorische Kongruenz mag sich hinzugesellen, muß aber nicht in jedem Fall. Notierbare Diakritika, Differenzzeichen, Grapheme, Signale, Suprasementalia oder Tendentiale und verschiedentlich applizierbare Solidarisierungszeichen gehören zunächst nicht zum Genus, bleiben freilich in gewisser Hinsicht optional. Why not? Noch gibt es keine Sprachpolizei. In der Transnational German Communication (Nickl 2007/13/16) entscheidet Usus. Was sich in der TGC durchsetzt, ist die Norm. Gilt für segmentierbare, bedeutungsrelevante, diskriminierbare und identifizierbare Features aller meßbaren, sprachkommunikativen Empirien der TGC.

 

Das Binnen-I in Anredeformen, anderen personenbezogenen Mehrzahlwörtern/Pluraliatantum, Mengenbezeichnungen oder auch in komprimierten, zu einem aus zusammengezogenen Paarformen gebildeten, komplexen Nomen, erscheint wortbildungsadäquat. Als Kurzform im Schrifttum dient es der Redundanzreduzierung, weist also über ein bloßes Quentchen Symbolsprachkosmetik hinaus und läßt sich in der Kanonischen Form, wie in Hypoformen des transnationalen Gegenwartsdeutschen problemlos einpassen: BitcoinerInnen, ModellierInnen, StudentInnen usw. usf.: von der Wortbildung her regulär. Wenngleich im Einzelfall manchmal bizarr anmutend: die GeimpftInnen. Beim pluralischen Genus commune von Mitglieder reformuliert zu MitgliederInnen wirkt das mit identischem Genus resultierende Wortprodukt zwar etwas gekünstelt, erscheint jedoch formal korrekt gebildet. Frei nach dem Motto: Warum einfach, wenn`s umständlich auch geht! Irgendeine emanzipatorische, soziotherapeutische oder gar antipatriarchalische Sprachstrategie lanciert auf einer Folie von geschlechtergerechtem Sprachgebrauch und garniert mit einer Portion gesellschaftspolitischer Sprengkraft kann ich darin – im Binnen-I befrachteten Genus Commune – nicht erkennen.

Anders verhält es sich mit dem Binnen-I in der Sprechsprache
,
phonatorisch bedingt und der suprasegmentalen Prosodie entsprechend: 
Beim Binnen-I wie allgemein beim [i] dominiert der zweite Formant, deshalb klingt es so hoch. Würde das Binnen-I beim Sprechen mit Emphatic Stress Pattern an der Silbengrenze vorm harten „I“-Einsatz bei „Innen“, also nach kurzer Häsitation (Verzögerung, temporaler Akzent) mit kurzer, stimmloser Phase, danach Knacklaut/Glottisschlag und VOT plus dynamischem Akzent (mit etwas erhöhter Lautstärke) artikuliert, dürfte wohl eine unfreiwillige Situationskomik entstehen. Was einer Verschlimmbesserung gleichkäme. Ob das dann zu mehr Gendergerechtigkeit beitragen könnte, ist zu bezweifeln.

In der gesprochenen gegenwartsdeutschen Sprache sollten die Paarformen lieber wie traditionell üblich, der Höflichkeit halber oder der Redesituation angepaßt vokativisch expandiert und genderfokussiert artikuliert werden: Entomologinnen und Entomologen, Feministinnen und Feministen, Friseurinnen (oder Friseusen/Frisösen) und Friseure, Gegnerinnen und Gegner, Genossinnen und Genossen, Greenpeacerinnen und Greenpeacer, Kanzlerinnen und Kanzler, Kommilitoninnen und Kommilitonen, Modelliererinnen und Modellierer, Pappenheimerinnen und Pappenheimer, Referendarinnen und Referendare, Reformatorinnen und Reformatoren, Schulmeisterinnen und Schulmeister, Spleißerinnen und Spleißer, Studentinnen und Studenten, Vampirinnen (?Vampirösen) und Vampire, Verbrecherinnen und Verbrecher, Virologinnen und Virologen. Kommunikativ ok. Auch wenn ein Quentchen Pleonasmus daraus resultiert: zwar ist das zuerst gesprochene, pluralische Nomen dieser Paarformen generisch eindeutig Genus femininum. Doch die nach der Kopula gesprochenen Anrede-Nomina bilden immer noch jeweils ein gemeinschaftliches Genus commune, worin ja feminin+maskulin traditionell-grammatisch zusammen repräsentiert sind. Ergo werden Frauen in diesen erweiterten Anrede-Paarformen eigentlich jeweils zweimal adressiert. Aber das macht nichts.  

 

Zum Herausstellungsmerkmal des Binnen-Asterisks:

Dieses sogenannte Gender-Asterisk-Infixgraphem <*> ist nicht selbstevident. Sondern sprachlogisch-mehrwertig, mehrdeutig, mißverständlich und nicht gerade unkompliziert gelagert. Der Genderstern, zumal das Gender-Asterisk-Infixgraphem <*> wird in der crossmedial vermittelten Microtargeting– und Meta-Mitteilungsperspektive als emanzipatorisch motiviertes Hervorhebungs- und Solidarisierungszeichen für mehr Gendergerechtigkeit bei humanbiologisch mutierender Sexualität (Transsexuelle, z.B. Trans-Athleten), aber auch bei sozial mutierender Sexus-Identität (Transgender-Personen, Transinter-Personen) von politischen Interessengruppen engagiert beworben (Gender-Diversität).

► Der polyseme Asterisk<*>Genderstern als Infixgraphem sollte pro Print oder Digitalisat definiert werden, um disambiguierbar zu sein. Grammatisch bedeutet und bewirkt dieses Infixgraphem auch eine gewisse Transgenderisierung oder Transsexualisierung ausgewählter, personenbezogener Mehrzahlwörter. Durch grammatisch-taxierende Verwendung einerseits, andererseits durch genderisierungspolitische und ideologisch aufgerüstete Überfrachtung des Asterisk-Infixgraphems <*> bei der pluralischen Substantivkonstitution wird jeweils ein artifizielles, wahrheitsindifferentes Dubium oder ein logisch-mehrwertiges Genus Diversimodum in jede dergestalt adressierte Wortbildung lanciert. Nicht nur ein mittig transponiertes Minimalsegment an zwischengeschalteter Werbung. Darüberhinaus bedeutet es eine wahrheitsindifferente Wortbildungsform, die Unsicheres, Unbestimmtes, Unwahrscheinliches, bis zu einem gewissen Grad Wahrscheinliches, Zweifelhaftes inkorporiert, nicht nur ein scheinbar harmloses, positives  Solidarisierungssignal. Sondern einen gesellschaftspolitisch weitreichenden, geradezu utopischen Geltungsanspruch.
Gendersternbestückte, solidaritätssymbolisch mit Asterisk-Infixgraphem <*> ausgestattete, appellative Anredeformen bleiben aussagenlogisch fragwürdig und strittig, können sowohl wahr wie simultan falsch sein, sind demzufolge wahrheitsindifferent und erscheinen bezüglich Genusinhärenz nicht exhaustiv darstellbar. Gendersternbestückte Anredeformen beziehen sich auf die Sprach-, Sozial- und Symbolkommunikation in sämtlichen lebenden, natürlichen Sprachen (weit über 7000, vgl. Gary Simons 2022 in Ethnologue, auch wenn die ermittelte Zahl 7154 fluktuiert und die 23 größten Sprachen von mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung gesprochen werden). Dementsprechend motiviert beziehen sich gendersternbestückte, solidaritätssymbolisch mit Asterisk-Infixgraphem <*> ausgestattete Anredeformen en gros auf die Menschheit und appellieren abstraktiviert an die Humanität schlechthin.


Bisher wurde das Sternchen-Graphem in einigen disparaten, logisch voneinander unabhängigen Anwendungs- und Bedeutungsfeldern der Schriftsprache polysem gebraucht. Einerseits wird <*> synonym für ‚geb.‘/‘geboren am‘ benutzt. Manchmal taucht das Sternchen auch als Fußnotenzeichen auf. In der Fremdsprachendidaktik und Grammatik-Deskription steht das <*> nicht selten in warnender Affix- bzw. Präfix-Position vor irregulär gebildeten Phrasierungseinheiten, Redeteilen und Satz- oder Wortfragmenten. Zum andern ist es für Wort- oder Text-Korruptele, fragwürdig überlieferte oder falsche und verderbte Druckstellen gebräuchlich. Diesen Kontext reflektiert auch die Duden-Grammatik 2009, p.1246 worin der Asterisk beispielhaft „für nicht grammatischen Sprachgebrauch“ verwendet wird. Ebenso in der intelligenten Engelschen Dependenzgrammatik des Deutschen 2009, p.20: „* das Beispiel ist ungrammatisch“ und „(*) das Beispiel ist tendenziell ungrammatisch“; zudem auf p.467 (Asterisk als Hinweis auf fehlerhaften Sprachgebrauch und Grammatikverstoß). In der Duden-Grammatik 2016, p.1204 andererseits bedeutet das <*> eine „kurze Pause (bis max. 0,5 Sekunden)“. Jedenfalls erscheint das <*> als nicht ohne weiteres zuordnungssicheres, kommunikationspragmatisch gesehen relativ leicht mißverständliches, polysemes und tückisches Graphem.


Wie aber soll dieses Gender-Asterisk-Infix-Solidartätsgraphem <*>
in der gegenwartsdeutschen Silben- und Wortphonetik, in segmentierbaren Sätzen, satzwertigen Einheiten oder auf Connected Speech Level innerhalb von Argumentative Paragraphes, in makrosegmental zusammenhängenden Phrasierungseinheiten phonatorisch und prosodisch gesprochen werden? Wie und auf welch geeignete Weise soll dieses Gender-Asterisk-Infix- und Solidaritätsgraphem <
*>mit welchen sprechsprachlichen Akzentuierungs- und Ausdrucksmitteln paraphrasiert oder tatsächlich gesprochen werden?
Mit Glottal Stop/Knacklaut als bedeutungsdifferenzierendem neuen Phonem (bzw. dessen Allophon-Varianten) im Gegenwartsdeutschen? In Infix-Position mit minimaler aber verdeutlichender stimmloser Häsitation und daraufhin (via voice onset time) phasenverschobener oder doch simultan einsetzender Phonation? Die Promotoren und Verteidigerinnen dieses Gender-Asterisk-Infixes können diese Frage samt offenkundiger, sprechsprachlicher Realisationsschwierigkeiten bislang nicht suffizient beantworten.

 

Ohne maßgeschneiderte Wahrnehmungs- und Wirkungsforschung bzw. Begleitforschung zu Gendergerechtigkeitskampagnen läßt sich von diesem engagiert genderpolitisch inspirierten Asterisk-Input – dem Gender-Asterisk-Infix – innerhalb zusammenhängend generierter Paarformen nicht sagen, wie es in verschiedenen Populationssegmenten ankommt: ob als kognitiv-dissonanzprovokanter Funktionärsjargon, oder als Häsitationssymbol oder Gendergap<_>-Variante, Modeerscheinung, mißglückte Genderei, unfreiwillige Karikatur, LGBT-Propaganda, Stolpersignal oder tatsächlich als effektives Solidarisierungssignal pro Gender-Diversität? Die Kernfrage bleibt: wann und in welchem Setting erscheint das Asterisk-Infixgraphem <*> qua Diversitäts-Dubium bzw. Genus Diversimodum glaubwürdig und zutreffend? Generell wohl kaum, allenfalls in speziellen Kontexten/Umgebungen.

Alternativ das „m/w/d“: es ist im Plausibilitäts- und Rationaldiskurs erprobt, gut verständlich und wird hinzuformuliert, wenn`s erforderlich ist, so bei Stellenausschreibungen in passender Aufmerksamkeits- und Hervorhebungsposition:
Aushilfskraft für Editorials gesucht (m/w/d).


Ein genereller, inflationistischer Gebrauch des Gender-Asterisks in jedweder Anrede dürfte den erwünschten Signaleffekt als Solidarisierungs-Zeichen für mehr Gendergerechtigkeit bei mutierendem Genus überall dort ad absurdum führen, wo die humanbiologischen oder gendersozialen Diversitäts-Voraussetzungen für diesen Diversitäts-Asterisk als Geltungsanspruch, Herausstellungs- und Hervorhebungssymbol in Wahrheit gar nicht vorliegen. Ob`s dann noch glaubwürdig ausschaut?

 

Ad hoc ist vom Gender-Asterisk-Infixgraphem <*> als Diversitäts-Solidarisierungssignal in Paarform-Wortgebilden abzuraten, weil das Sexus-Egalisierungsproblem dadurch eher mißverständlich adressiert und nicht etwa dadurch gelöst wird, weder im gegenwartsdeutschen Schrifttum noch in der gesprochenen Sprache. Mehr als graphematische oder symbolsprachliche Kosmetik und ein evoziertes Diversitäts-Dubium wird durchs Gender-Asterisk-Infix nicht geleistet.
Genoss*innen, laßt die Tassen im Schrank!
Geliefert wird eine weitere Verkomplizierung.
Dementsprechend geht dieser Punkt d`accord mit der RdR-Stellungnahme vom 26.März 2021. Derzeit läßt sich kein ausreichend plausibler und stringenter Begründungsgang präsentieren, der nahelegen würde, diesen speziellen Asterisk als interessengruppenpolitisches Herausstellungs- und Hervorhebungssymbol gleich allen Sprachteilhaberinnen und Sprachteilhabern des transnationalen Gegenwartsdeutschen vorschreiben zu sollen. Was kein abschließendes Urteil insinuieren soll. Wenn sich das Gender-Asterisk-Infix im Usus durchsetzen sollte, könnte es zur Norm werden.


Exkurs: Am genusübergreifenden Indefinitpronomen „man“
läßt sich zeigen, daß es zur angemessenen Erfassung des adressierten Objektbereichs und dem bisherigen Scheitern von Alternativen bzw. Stellvertreter-Indefinitpronomen doch entscheidungserheblich um Mengen geht:

 „man„: Beim unflektierten Indefinitum „man handelt es sich um eine nominativisch und singuralisch gebrauchte Sammelbezeichnung, „indefinit hinsichtlich einer genauen Bestimmung der Anzahl und Individualität„(Erben 1980: 218 Nr.395). Es schaut aus wie ein Partikelwort, fungiert aber rhetorisch progredient (ohne emphatic stress, unbetont) und situationsspezifisch als Indefinitpronomen, gehört zu den Indeklinabilia, hat keinen obligaten Kasus. In den interpersonalen wie mehrfach medienvermittelten Gebrauchsvarianten geht es beim „man grammatisch zuallererst um Mengen, besagt natürlich Nonzero-Mengen. Für Indefinitpronomen erscheint sprachlogisch „der Eta-Operator, der Operator der indefiniten Deskription, charakteristisch“, stellten bereits die Grundzügler fest (Heidolph/Flämig/Motsch eds. 1981: 639). Auch U.Engel (2009 im Kap.5.6.8) definiert zuerst den Mengenbereich des unbestimmten „man. Eine feministisch durchgestylte Patriarchatstheorie an dieses unbestimmte Indefinitpronomen heranzutragen, um damit Unterdrückungssymbolik zu veranschaulichen, erscheint at best misleading. Aber wie steht es um ein evtl. Stellvertreter-Indefinitpronomen, falls es denn auf demselben Objektbereich referieren könnte?

 „man„/“frau„: Die alternativ intendierte, teils ironisch verwendete oder kokettierende Substituierung von „man [als unbestimmtes Fürwort für eine unbestimmte Personenmenge] durch „frauim Nominativ Singular von satzgliedwertigen Einheiten, mischgrammatisch akzeptabel gebildeten Sätzen oder entsprechenden Satzfragmenten rangiert im Gegenwartsdeutschen gleichfalls auf dem Level von Indefinitpronomen. Beim Lemma „man“ ist die doch weit entfernte, etymologische Nabelschnur zum althochdeutschen (~Mitte 8. bis ~Mitte 11.Jahrhundert) und altsächsischen, danach mittelhochdeutschen Maskulinum (noch im 14.Jht.) im Übergang vom Frühneuhochdeutschen zu den Sprach- und Sprechstufen des Neuhochdeutschen seit etwa einem halben Jahrtausend gekappt. Die conditio sine qua non fürs neuhochdeutsche Indefinitpronomen „man„. Welche die mengentheoretische Voraussetzung für das Funktionieren dieses Indefinitpronomens lieferte. Das neuhochdeutsche „man“ weist keine semantische Kongruenzpräferenz zu einer humanbiologisch oder durchs grammatische Genus bestimmten Menschengruppe auf. Deswegen kann es als unbestimmtes Indefinitpronomen fungieren. Im Gegensatz zum seit einiger Zeit in der sprachlich-öffentlichen Kommunikation alternativ angebotenen und von Partikularinteressen protegierten „frau„, wofür nicht zuletzt engagierte Feministinnen und Feministen vehement plädieren.

Das als Alternative offerierte Partikelwort „frau oder evtl. z.B. „fra„(?) könnte freilich nur dann indefinitpronominal verwendet werden, wenn die etymologisch-semantische Kongruenzverbindung zum Stammwort „Frau“ bzw. „Frauen“ wegfiele. Dann erst könnte es als ein unbestimmtes Fürwort für eine unbestimmte Personenmenge im Nominativ Singular, alternativ zu „man“ fungieren. Bislang jedoch vermochte das wortbildungsentsprechend und grammatisch regulär gebildete, aber semantisch selektiv und definit konstituierte Partikel „frau“ am grammatischen Status des Indefinitpronomens „man“ nicht effektiv zu rütteln.

Vor dem feministisch-weltanschaulichen Hintergrund wurde die ideologische Tragweite dieser „man„/“frau„-Substituierungsintention schon von H. Otmar Rümmer (2007: 78 f.) aus soziologischer Fachsicht kritisch charakterisiert. Ebenso die feministische Patriarchatstheorie (Rümmer, op.cit. p.33 ff.).-
Grammatisch, sprachproduktions- wie sprachverstehensangemessen erscheint nach wie vor Ulrich Engels konzise Bewertung plausibel: „Es ist nicht sinnvoll, man künstlich auf das männliche Geschlecht einzugrenzen und für weibliche Personen ein neues „Pronomen“ frau einzuführen (dem sich dann anstelle des ursprünglichen man noch ein geschlechtsneutrales mensch zuzugesellen hätte), nur weil man phonetisch an das Nomen Mann erinnert. Derlei Versuche verraten nicht nur geringe Vertrautheit mit den Regularitäten sprachlicher Veränderungen. sondern verwechseln auch auf ungeschickte Weise grammatisches Genus und biologischen Sexus“(2009: 376). In diesem Kontext überrascht es auch nicht, wenn im 2021er DUDEN-Bd.9, Sprachliche Zweifelsfälle / Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch, auf Seite 637 (dort Spalte 2, rechts unten) de facto eingeräumt wird: „Die neu gebildete Alternative frau hat jedoch keine geschlechtsneutrale Funktion gewonnen (…)“ q.e.d.


*****

Der hier vertretene, eklektisch humanwissenschaftliche Standpunkt knüpft an die organische Sprachauffassung und die Centrality of Cognition & Speech Communication an und behauptet nicht, für die deutschsprachige Kommunikations- und Publizistikwiss. in ihrer mediensoziologischen Gestalt repräsentativ zu sein.
Um dies grob zu umreißen, eine asketische Skizze: 
Sprachkommunikation als Teil der Human Communication (P.Watzlawick et al.1980) rangiert zwischen Anthropologie und Linguistik (Speechlanguage Production, Comprehension, Interpersonale und kaschierte Kommunikation, Journalistik, Rhetorik, Phonetik und kommunikationsrelevante Signalverarbeitung, Syllogistik, Suasion, Persuasion, Reasoning from Incomplete Knowledge). Auf den Kontext interfachlicher AILACT-, ARSTM- und NCA/SCA-bezogener Arbeiten, Journals und Textbooks wird verwiesen. Aus eklektischer, humankommunikationstheoretischer Sicht stellt Sprachkommunikation (W.S.Y.Wang ed.1982, Nickl 1983/88, 2011/14) einen intermediären Objektbereich der uneinheitlichen Kommunikationswissenschaften dar. Sprachkommunikation ist nicht exhaustiv darstellbar, sondern bleibt stets ergänzungsbedürftig, ist in den allermeisten Fällen logisch nicht binär verfaßt, demzufolge nicht widerspruchsfrei sondern mehrwertig konstituiert, mehrdeutig, phasenverschoben, redundant, bedarf der sinnbezogenen Respezifikation. Z.B. in der Makroprosodie rhetorischer Phrasierungseinheiten, worin kommunikatorspezifisch oszillierende und variierende Intensitätsstränge und Tonhöhen-Schichten miteinander verflochten und wahrnehmungsseitig sinnentsprechend zu respezifizieren und zuzuordnen sind. Viele Features und Segmente sind sinnbezogen oder sinnerheblich dechiffrierbar und mehr oder weniger plausibel zuzuordnen. Einige Features sind nicht segmentierbar; manche sind keine Bedeutungsträger und machen keinen Sinn.
Das im Vollzug trivial gegebene sprachkommunikative Oberflächenverhalten repräsentiert nicht die Komplexität der zugrundeliegenden Funktionsschleifen und Prozesse. Allein akustische Daten der Sprachlichen Kommunikation können derzeit restlos zerlegt und exhaustiv dargestellt werden (Fourier-Analyse, Spektrogramme). In asymmetrisch-humaner Sprachkommunikation existieren so gut wie keine autochthonen Qualitäten, so gut wie keine sprachproduktiv-apperzeptive Chancengleichheit, keine reinen Sinustöne, jedoch kaschierte Kohärenzen, Verarbeitungs- sowie Syntheseprozeduren und jede Menge maskierter Effekte. In short: Sprache als Organon. Wär dem nicht so, würden wir beim Sprechen und Hören bizarre klangfarbenreiche Tongemische wahrnehmen, aber keine Silben, Wörter, Wortgruppen, Sätze natürlicher Sprechsprache, Argumente und Argumentationen. 

Was die kommunikationswissenschaftliche Modulationsbreite und ihren Objektbereich angeht, sind Language Communication und Rhetorik-Systeme in angloamerikanischen Ansätzen zur Human Communication besser eingepaßt (vgl. Matlon/Facciola eds.1987, ComAbstracts) als in den disparaten, deutschsprachigen, doch eher vereinseitigt versozialwissenschaftlichten Kommunikations- und Medienwissenschaften. Was viel mit besseren Chancen auf breitere Institutionalisierung und mehr Ressourcenakquirierung im Sozialforschungsdesign zu tun hatte und wenig mit Epistemologie. Seit Mitte der 1970er und während der 1980er Jahre mutierte die deutschsprachige Kommunikations- und Publizistikwissenschaft mediensoziologisch. Mit der Tendenz, die empirisch kommunikatorrelevanten Komplexitäten und konstituierenden Asymmetrien der Sprachlichen Kommunikation (z.B. in Audiologie, Argumentationslogik, Kognition, Memoria, Kompetenz, Performanz, Argument- und Argumentationsverarbeitung, Sprach-, Symbol- und Signalverarbeitung im multimodalen Gesamtsensorium) sowie deren medienrhetorische Objektivierungsprobleme zu überspringen und gegenüber den extern leichter greifbaren und quantifizierbaren Big Data der Medienkommunikation als nachrangiges Epiphänomen zu derangieren. Zur Rhetorik-Defizienz und zum Methoden-Reduktionismus vgl. auch Nickl 2011/2014.
Aus der traditionell methodenpluralistischen, interdisziplinär-offenen, teils humanwissenschaftlich, teils geisteswiss. oder verhaltenswiss. orientierten Kommunikationswissenschaft (Publizistikwissenschaft/Zeitungswissenschaft) mit Objektbereichen wie z.B. "die Kommunikation menschlicher Gesellschaften über Gegenstände von öffentlicher bzw. öffentlich-aktueller Bedeutung", "Wissenschaft von Presse Rundfunk Film Rhetorik Öffentlichkeitsarbeit Werbung Meinungsbildung", oder knapper formuliert, "das Zeitgespräch der Gesellschaft" mit Schwerpunkt "Soziale Zeitkommunikation", sind in deutschsprachigen Ländern verschieden sortierbare Agenda-Wissensformen geworden, die institutionell gut situiert im sozialwissenschaftlichen Design auftreten. Mit mancherlei "mediensoziologischer Maskerade", wie Alphons Silbermann einprägsam und zurecht festgestellt hat (Zeit vom 13.12.1996). Von den bevorzugten Hypothesen und Objektbereichen her geht es vorwiegend um Mediensoziologie oder um eine gewisse Reservesoziologie. Die psychophysiologische Grundgegebenheit, Ganzheit und kognitiv-kommunizierende Natur des "ecce homo" wird marginalisiert. Es geht vor allem um "gesellschaftliche Wandlungsprozesse", die diese kritisch engagierte, gesellschaftsaufklärerisch und politisch ambitionierte "Kommunikations- und Medienwissenschaft" in Forschung und Lehre aufgreift. Von einer primär mediensoziologisch inspirierten Perspektive zwar nachvollziehbar. Für die Modellierung kommunikationswissenschaftlich relevanter Erklärungs- und Deutungsmodelle intellektueller, ästhetischer, militanter, musischer und sozialer Humankommunikation oder rhetorisch interessierter Kommunikatorforschung greift dies jedoch zu kurz. Wofür solchermaßen hergeleitete, natürliche Sprachen (cf. Ethnologue) sowie Symbol- und Signalverarbeitung überspringende Research-Results dann stehen, erscheint oftmals unklar. Was nicht zuletzt mit den sozialen, methodischen und synchronen Grenzen von Sozialforschung zusammenhängt. Für Meinungsbildung und Rhetorik als zentrale, klassische wie aktuelle KW-Areale sind die fachnächsten Disziplinen eher Phonetik, Phoniatrie, Speech Sciences, Ethnologie, Sprachwissenschaften, IKT und KI-Forschung, Kommunikationspsychologie, Neuro- und Verhaltenswissenschaften, sowie Wirtschaftskommunikation. Parallel dazu existieren Interferenzgebiete mit den Kunst- und Musikwissenschaften. Auch wenn für einige Teilgebiete der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften die Mediensoziologie und Politische Institutionenlehre die fachnächsten Disziplinen darstellen, erzwingt dies keine subordinierende Integration in die Soziologie: Kommunikationswissenschaft qua Kommunikations- und Mediensoziologie. Sozialkommunikationswissenschaft als illustre Subdisziplin der Soziologie, oder etwa als vager Appendix zur Soziologie, sowas wäre bald überflüssig. 
Seit ihrer politisch ambitionierten, mediensoziologischen Metamorphose sind die deutschsprachigen Kommunikationswissenschaften ideologieanfälliger geworden. 
Es scheint weniger um strittige Erkenntnisfortschritte zu gehen, sondern um politische Gesinnung und um sozialkommunikativ erwünschte, als korrekt, vorgeblich links oder progressiv imaginierte, prärogativ fixierte Einstellungshaltungen. Schon in den 1970ern, stärker in den 1980ern an kuriosen Fehleinschätzungen ablesbar:
wie z.B. an Tendenzen zur völkerrechtlichen DDR-Anerkennung als Ausland, also nicht nur zur staatsrechtlichen DDR-Anerkennung als Gliedstaat innerhalb Deutschlands (zur Rechtsstellung Deutschlands vgl. D.Rauschning ed.1985, dtv 5552), verknüpft mit der oberlehrerhaft zum Credo erhobenen "Zwei-Staaten-Theorie", sowie der philosozialistisch grundierten "Anerkennung der politischen Realitäten": Was logischerweise das rigorose Öffentlichkeitsmonopol der SED mitbeinhaltete samt Kader-Journalistik auf marxist.-leninist. Basis. Gesinnungstölpelei nicht etwa nur innerhalb von einschlägigem Rudel-Journalismus, sondern innerhalb von als aufklärungsengagiert und westlich apostrophierbaren Kommunikationswissenschaften. Wer anderer Meinung war, wurde marginalisiert. Echo-Kommunikation und parteipolitisches Lager-Denken verbreiteten sich, nicht zuletzt in wiss. Fachgesellschaften. Auch die distinktive Rechts-Links-Dichotomisierung setzte sich durch, mancherorts auch die sog. "gewerkschaftliche Orientierung".
In Germanistik-Szenarien postulierte man weltweit eine angeblich real existierende „DDR-Standardvarietät“ des Gegenwartsdeutschen oder eine sogenannte „East German standard variety“ (z.B. in Australien bei Michael G. Clyne 1984, vgl. Rezension). Bei Licht besehen wars - von wenigen mitteldeutschen Wortprägungen abgesehen - lediglich ein langweiliger Funktionärsjargon.- 
Auf der Bamberger DGPuK-MV im Mai 1991 wurden die ersten Kolleginnen & Kollegen (oder hätte man "Genossinnen & Genossen" sagen sollen?) von Instituten aus dem ehemaligen Machtbereich der SED-Diktatur in die DGPuK e.V. als Mitglieder aufgenommen: gemäß Vorstandsempfehlung durchgewunken. Trotz kurz aufflackernder Diskussion ums Procedere bewußt ohne angemessene Personalrecherche. Wenn ich mich recht entsinne, gab es nur 2 Enthaltungen. Eine kam von mir.
Seit ein paar Jahrzehnten reüssiert die "Feministische Perspektive", in der deutschsprachigen Linguistik seit den 1980er Jahren, zuvor in angloamerikanischen Linguistik-Kreisen bekannt. Inzwischen ist von "Revolutionary Gender Ideology" die Rede. Eine andere Indoktrinierungswelle läuft unter dem Label CRT (Critical Race Theory). Moderater und gefälliger, quasi auf Wohnzimmerdramatik inszeniert: "Social Activism, and Social Advocacy for Social Change" all inclusive. Auf dieser Argumentationsfolie lanciert soll mittlerweilen möglichst allen deutschsprachigen Sprachteilhaberinnen und Sprachteilhabern der sogenannte Genderstern schulmeisterlich vorgeschrieben und top-down aufgezwungen werden, in Gestalt eines Gender-Asterisk-Infixgraphems <*>. Prinzipiell in jedwede Anrede soll er als Geltungsanspruch und Solidarisierungs-Zeichen mit Signaleffekt für mehr Gendergerechtigkeit bei mutierendem Genus eingeflochten werden. Dieser <*> ist ideologisch bzw. genderrevolutionär weltanschaulich motiviert. Im Glanz und Selbstbewußtsein einer überlegenen Aufklärungsideologie sind engagierte Pressure Groups mit ihren Administratoren und Kommunikationsfunktionären dabei, dies der gutmütigen Rezipienten-Mehrheit überzubraten: dirigistisch nach der Top-Down-Methode. Gouvernantenhaftes, wenig partnerschaftliches Engagement, übergenug Lust an der Kontrolle und präskriptiv problematische Solidarisierungsforderungen rangieren inzwischen vor Epistemologie, Free Speech, tatsächlichem Methodenpluralismus und unbevormundeter Wissenschaftsfreiheit. In den überwiegend staatlichen Hochschulen deutschsprachiger Länder können sich unabhängige Kommunikationswissenschaftler (m/w/d) gegenüber VertreterInnen der ideologisierten Agenda-Wissensformen derzeit kaum noch durchsetzen.   

Zum Kontext siehe auch Hans Wagner 1993: Kommunikationswissenschaft – ein Fach auf dem Weg zur Sozialwissenschaft. Eine wissenschaftsgeschichtliche Besinnungspause.
Zur Münchner Diachronie von Zeitungswissenschaft zu Kommunikationswissenschaft/ZW vgl. M.M. Nickl 2011 oder 2014: Objektbereich Zɨdung: versozialwissenschaftlichte Kommunikationswissenschaft, Zeitgesprächswissenschaft oder weltbild-vereinfachender Medienökonomismus?, https://themen.iablis.de/2014/nickl14.html

Zum Umfang der uneinheitlich institutionalisierten Kommunikationswissenschaften - sie bilden keine einheitliche Disziplin, sondern eine heterogene Broad-Field-Kategorie: vgl. Matlon-Index 1985/87, Powers 1995, Robert T. Craig 1999, die ComAbstracts und die entsprechenden, von der NCA/SCA downloadbaren Datensammlungen z.B. den 2020/21 Academic Job Listings in Communication Report.

 


Einige kontextuell verwendete Komposita aus dem kommunikationslinguistischen Fachjargon darf ich dazu kurz umreißen:
Im transnationalen Gegenwartsdeutschen koexistieren selbstregulative Hypoformen und Dialektformen mit der normativ-präskriptiv dekretierten Kanonischen Form. Transnationalsprache ist ein medienrhetorisch und publizistisch geprägter Terminus der Sprachlich-Öffentlichen Kommunikation, kein historisch-sozial akzentuierter, europazentrierter oder nationalphilologischer Begriff (Nickl 2007). 
Gegenwartsdeutsch bildet eine empirisch uneinheitliche Menge an Äußerungen, Notationen und Varietäten. Ebenso uneinheitlich fixiert erscheint die Standard-Staffelung: Niederdeutsch, Mitteldeutsch, Oberdeutsch, Lëtzebuergesch, Schweizer Hochdeutsch, samt Dialekten, Regiolekten, vage eingrenzbaren Umgangssprachen und teils floatenden, teils hyperkritisch kodifizierten Varietäten, nicht zu vergessen dem „richtigen“ Behördendeutsch mit seiner dekretierten Kodifizierung: die heutige Kanzleisprache des Gegenwartsdeutschen, eine Minderheiten-Sprache. Das durch Ausgangspartner, Vermittlungspartner, Zielpartner und Rezipienten unmittelbar repräsentierte und mehrfach vermittelte global uneinheitlich situierte Gegenwartsdeutsche umfasst alle interpersonalen und transnationalen deutschen Partnerversammlungen und SprachteilhaberInnen in ihren dislozierten und weitverzweigten Verbreitungsgebieten und Gesprächsverfassungen.
Kodifizierungs-Etappen am Meißnischen, Prager und oder Hannoveraner Hochdeutsch können wir hier nicht erörtern. Das hinsichtlich der Prosodik zusammenhängender Rede, Modulationsbreite, Genrespezifik, Textgrammatik, Wortschatz-Entwicklung und symbolsprachlichen Notationskonventionen bis zu einem gewissen Grad eher asymmetrisch komponierte Global German existiert als adaptives, interpersonales, natürlichsprachliches, humanbiologosch selbstreguliertes System: die künftige Leitvarietät des Gegenwartsdeutschen.

Von der Hypoform, oder von Hypoformen dieses transnationalen Gegenwartsdeutschen zu sprechen, läßt sich begründen (Nickl 2013, 2016). Hypoformen des Gegenwartsdeutschen manifestieren sich heterogen-attraktiv, komplementär-kooperativ, informell, wenngleich nicht konfliktfrei, bezogen auf unterschiedliche Level oder Repräsentationsniveaus sprachstil- und varietätenkonvergent in technisch mediatisierten Social-Media-Foren und Gesprächsöffentlichkeiten bzw. „Tagungsräumen“. Nicht ohne informelle Normvorstellungen tendieren diese Hypoformen dazu, sich auf einer inhaltlich-semiotischen Modulationsbreite (Vermittlungs-Toleranzbreite) von Vielpersonen-Umgebungen orthoepisch wie orthografisch einzupendeln.

Die kommunikatorzentriert flexible und normativ floatende Hypoform des Gegenwartsdeutschen rangiert als interpersonal und gruppenkommunikativ selbstregulatives Varietäten-System. Weder von dekretierenden Staatsbeamten aus den Relationsarealen der Kulturhoheit-der-Länder, noch von gesponserten, privat veranstalteten Duden-Editoren läßt sich die Hypoform kontrollieren. Transnationale Medien-Publika und Social Media sind auf aktive wie passive, anonyme und persönliche, transversal unstete Kommunikationsrollen mit Rollenvariabilität ihrer Akteure und Rezipienten angewiesen. Diese sind territorial und volksgruppenrelational zu verorten, je nach Digitalisierungsqualität, Reichweite und weiteren (hier ausgesparten) Bestimmungsstücken und Kriterien der sozialen und intellektuellen Zeitkommunikation. Hypoformen brauchen nur situationssuffizient zu sein, weder perfekt artikuliert noch druckreif rundformuliert:

 

Wer Gegenwartsdeutsch nicht nur im Schriftdeutsch, auch gesprächsweise permanent in einer kanonisch vorbildlichen Ideal-Form produziert und reproduziert – z.B. ohne Ellipsen, Anakoluthe oder Embolalia (Äußerungsfragmente, Satzabbrüche, satzwertige Kontaminationen satzgliedwertige Rumpfgebilde), zudem mit hyperkinetischer Artikulationsschärfe sowie kontinuierlich mit etwa im Dudenstil mischgrammatisch korrekten Hypotaxen und Parataxen samt rundformulierter Morphologie – riskiert, sich als Kommunikationspartnerin oder Kommunikationspartner zu disqualifizieren.


II. Zur Problematisierung dreier Statements
contra und pro Gender-Stern sowie Binnen-I

 

(1) Rudolf Stöber: Genderstern und Binnen-I. Zu falscher Symbolpolitik in Zeiten eines zunehmenden Illiberalismus, in: PUBLIZISTIK/Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung, 66.Jg. Heft 1, Feb.2021: 11-20;
https://www.dgpuk.de//sites/default/files/fg_attachments/1612425932-Sto%CC%88ber2020_Article_GendersternUndBinnen-I.pdf
und im Forum Open Access 16.Dez.2020
https://link.springer.com/article/10.1007/s11616-020-00625-0


(2) Helmut Glück: Wissenschaftsfremder Übergriff auf die deutsche Sprache.
In: Forschung & Lehre, Rubrik Sprachkritik 12/2020: 994/5
http://wh2xhc1p6.homepage.t-online.de/.cm4all/uproc.php/0/forschung-und-lehre_12_2020.pdf?cdp=a&_=1761843f643


sowie (3), ein Offener Appell von weit über 300 DGPuK-Mitgliedern und zahlreicher Follower in digitalisierter ‚Briefform‘ an den DGPuK-Vorstand
– ein „Offener Brief“ – halbfett betitelt, Open Access verfügbar:
Versagen wissenschaftlicher Qualitätssicherung und redaktioneller Verantwortung in der Publizistik: Beitrag von Rudolf Stöber in der Publizistik von Januar 2021“ [gemeint war wohl entweder die Druckfassung von Februar 2021 oder die Open Access-Version vom Dezember 2020, oder beides] http://dgpuk-genderstern.de/cbxpetition/offener-brief-an-den-vorstand-der-deutschen-gesellschaft-fuer-publizistik-und-kommunikationswissenschaft-dgpuk/ Darin eingeschlossen die Option, sich dieser ‚Petition‘ via Link & Signature anzuschließen [10.3.21: received 336 Signatures].
Appellstruktur, Inszenierung und empörungskulturelle Tonart von (3) machen es zulässig zu sagen, daß es sich bei (3) um einen Prangerbrief an den DGPuK-Vorstand handelt: http://dgpuk-genderstern.de/ In der deutschsprachigen DGPuK e.V. zwar nichts Alltägliches; in nordamerikanischen Communication-Associations dagegen wäre dergleichen nichts unbedingt Außergewöhnliches.

 

Das aufrüttelnde, weit über die vereinsinterne Community der DGPuK e.V. hinaus bekannt gewordene Statement ‚Genderstern und Binnen-I. Zu falscher Symbolpolitik in Zeiten eines zunehmenden Illiberalismusvon Rudolf Stöber (1) ist innerhalb der PUBLIZISTIK-Rubrik ‚Forum‘ erschienen, erst open-access-digitalisiert im Dezember 2020, danach im Februar 2021 gedruckt. Dieses PUBLIZISTIKForum unterliegt nicht der sicherlich strengeren Kriteriologie, den stilistischen Restriktionen und den darstellungstechnischen Usancen eines dezidierten Ut-doceat-Publizistik-Fachartikels, worin kommunikations- und publizistikwissenschaftliche Betrachtungsweise, oder wie auch immer situierte, mediensoziologische Befundermittlung und Traktierung (in consideratione scientifica) dominieren. Das PUBLIZISTIKForum ist als heuristisch-kritisches, kontroverspublizistisches Forum konzipiert, eine medienrhetorische, sprachlich-öffentliche Domäne und Tribüne mit zunächst vereinsöffentlichem Quodlibet-Charakter, je nach DGPuK-Vorstandsphilosophie und redaktionellen Selektionskriterien mit etwas unterschiedlicher Amplitude, Modulationsbreite und Präferenzen. Freilich gilt in der rhetorischen Kommunikation generell: Intention und Perzeption fügen sich meist nicht deckungsgleich zusammen: was nur eine der konstituierenden Asymmetrien unsrer Humankommunikation benennt.


ME wurde Stöbers Statement (1) sowohl darstellungstechnisch wie gemäß Objektbereich von der Publizistik-Redaktion im dortigen Forum völlig plausibel situiert. Genderstern und Binnen-I stellen prima facie symbolsprachliche Notationspartikel innerhalb der gegenwartsdeutschen Schriftsprache dar. Orthography is by no means a science. Bei eingependelten oder strittigen Rechtschreibkonventionen und vorgeschlagenen Neuerungen geht es hauptsächlich um Bis-auf-Widerruf-Heuristik und Bis-auf-Widerruf-Konsens-Etappen, modo resolutionis generiert und normativ-präskriptiv dekretiert von überwiegend staatlich besoldeten, wie auch immer legitimierten Ex-officio-Gremien.


Stöbers Statement (1) liefert einen offenen, ungeschützten Straight-Forward-Kommentar in der o.g. Forum-Rubrik, motiviert aus teilnehmender Beobachtung, gemischten Diskussionserfahrungen und wohl auch aus einer großen Portion limitierter Frustrationstoleranz in zahlreichen eigenen Lehrveranstaltungen. Hoc est bonum. Stöbers Straight-Forward-Kommentar ist keineswegs mit einem für die deutschsprachige Publizistik- und Kommunikationswissenschaft bzw. Mediensoziologie typischen Forschungsbeitrag oder mit einem facheinschlägigen Summary in der Rubrik ‚Aufsätze‘ der PUBLIZISTIK-Fachzeitschrift zu verwechseln.

Der zuerst Open Access bereitgestellte, eher Social Media gemäß formulierte, streckenweise provokante Stöber-Text (1) wollte eine Diskussion über gesellschaftspolitisch fragwürdige Implikaturen hervorrufen. Und dazu zählen nun mal auch nicht-wissenschaftliche Begünstigungsaspekte, Community-Agitation, Partikularinteressen, Voraussetzungen und Kontexte im Zusammenhang mit Binnen-I, Genderstern und zunehmendem Illiberalismus, die bis ins feministische Weltbild hineinragen. Worüber man sich trefflich oder weniger treffsicher streiten kann. Solch ein bewußt angreifbar und engagiert produziertes, zur Diskussion ermunterndes und von der Rezeptionslage her ausbaufähiges und sicherlich in mehreren Punkten ergänzungsbedürftiges Statement (1) sollte man als ehrliche, persönliche Meinungskundgabe basierend auf Stöbers Personal Knowledge würdigen und nicht gleich empörungskulturell und scharenweise drüber herfallen (3): Wiewohl in (3) „die gesellschaftlichen Verantwortung“ des eingetragenen Vereins DGPuK e.V. und ihr Ethikkodex in den Vordergrund gerückt werden. „Diversität“ sei nicht als Trivialität zu verstehen. Die publizistik- und kommunikationswissenschaftliche Fachgesellschaft solle sich „mit Ungleichheiten und Exklusionen“ auseinandersetzen. Darüberhinaus wünschen sich die Follower von (3) „Fachzeitschriften, in denen die Debatten um Anerkennung der gesellschaftlichen Vielfalt aufgegriffen werden und das Bemühen um Gerechtigkeit (auch, aber längst nicht nur in der Sprache) nicht diskreditiert“ werde. Wodurch trotz moralisierend psalmodierendem Tonfalls durchscheinen dürfte, daß in (3) eher von einer verengten, gesellschaftspolitischen Agenda-Wissenschaft her argumentiert wird. In short: „Anerkennung der gesellschaftlichen Vielfalt“,  solidarisches Engagement und „Bemühen um Gerechtigkeit“ first. Epistemologie,  interdisziplinäre Problem- und Methodenorientierung, Erkenntniszugewinne, pluralistischer, rational-wettstreitender Diskurs (samt antithetisch-kontroversen, auch inkommensurablen Ansätzen) und Wissenschaftsfreiheit… wohl doch eher weniger ins Gewicht fallend. Signifikanterweise wird in (3), mithin von den 336 Unterzeichnern, die gewiß sachkompetente, seit 2018 mit beschlossenen Kriterien geschlechtersensibler Schreibung vorliegende, wohlabgewogene Empfehlungslage des RdR übergangen. 


(1) argumentiert frank und frei, ganz und gar nicht weichgespült, unverklausuliert und enthält zweifellos einige saloppe „Schlenkerer“ aus dem gehobenen, oberfränkischen Regiolekt, quasi nach dem scherzhaften Motto: Deine Rede sei kurz, beinahe gendergerecht, aber cum grano salis verletzend!
Stöbers Statement (1) liest sich grosso modo erfrischend, ausgesprochen kurzweilig und vergnüglich; aber das bleibt halt auch Geschmackssache. Und Mentalitätssache. Und ist vor allem nicht allzu tragisch zu nehmen. „Gender refers to words; as a synonym for sex it is jocular and archaic”(Partridge 1981: 129).

 

(2)  stellt gleichfalls ein leicht angefietschertes, räsonierendes Statement dar, publiziert in einem mehr oder weniger standespolitischen Periodikum (Forschung & Lehre, Rubrik Sprachkritik 12/2020: 994/5), hochschulgermanistisch mit normativ-präskriptivem Drive und verlautbarungsjournalistischem Duktus formuliert. Der Text dieses professoralen Autors wirkt auf mich wie eine aufgewärmte Hausmannskost. Jede erfahrene Redakteurin oder Redakteur weiß derlei Elaborate einzuordnen und einzuschätzen, manchmal augenzwinkernd. Bereits in der Artikelüberschrift postuliert der Autor einen „wissenschaftsfremden Übergriff auf die deutsche Sprache“(2). Inhaltlich unhaltbar, mag es beamtenlinguistisch noch so gut nachvollziehbar sein. Die Argumenationsgegner und Opponentinnen werden phantomhaft überzeichnet. Tatsächlich existiert bis dato keinerlei „wissenschaftsfremder Übergriff“ auf „die deutsche Sprache“. Das kann es überhaupt nicht geben. Diesen Punkt sehe ich ähnlich wie in der Argumentationsfolie etlicher Hochschulgermanisten und Linguistinnen auf https://t1p.de/aedf  skizziert: https://docs.google.com/document/d/1XKofHun-RSkUfB2aE53szwN4I1Mk2l0f3crIPTO6OT0/edit .

 

Die deutsche Sprache ist kein Eigentum irgendeiner funktionalkommunikativen oder feministischen Administrationselite und steht nicht unter der Obödienz germanistischer Beamtenlinguistik.

 

Deutsch als Schriftsprache und Sprechsprache ist gesetzlich nicht geschützt, im Gegensatz zum Französischen (FAZ, 2.7.1994). Jeder Sprachteilhaber, jede Sprachteilhaberin hat das Recht, beliebig viele Neologismen, Diakritika, Hervorhebungszeichen, Solidarisierungs-Signale und Tendenziale in die deutsche Gegenwartssprache einzubringen. Ob es „Handlungsempfehlungen der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen“(BFGB) sind oder was anderes, das ist egal. Weitgehend entscheidet der Usus via Transnational German Communication (TGC), ob was oder ob was nicht in welchem Wortklassen-Konnex oder in welchem phraseologischen Design innerhalb welcher Etappen in den festen Sprachbestand übernommen wird. Nicht selten wird freilich versucht, etwas normativ-präskriptiv kraft Ex-officio-Gremien zu dekretieren und dann schulmeisterlich zu erzwingen. In der Hierarchie nachgeordneter Behörden kann sowas eine unbestimmte Zeit lang funktionieren.

Rational begründbare, kommunikationsdidaktische und medienpädagogische Desiderata angesichts von (1)(2)(3) wären derzeit:


eine evidenzbasierte Aufklärungskampagne zur Unterscheidung von Social-Gender-Comprehension, sprachimmanent generierten grammatischen Genera und humanbiologischem Genus samt Genus-Varietäten.

Und die angemessene Didaktisierung der im Gegenwartsdeutschen de facto nachweisbaren 5 bis 6 grammatischen Genera: Femininum, Masculinum, Commune, Neutrum, Epicoenum und ggf. Dubium/Incertum bzw. Diversimodum. Angewandt-sprachwissenschaftlich ausgereifte, seriöse Versuche, das Genus commune wieder angemessen oder wenigstens stärker ins Blickfeld zu rücken und die grammatische Genus-Problematik des generischen Maskulins unverdächtig affektneutral vorzuführen, gibt es seit Jahrzehnten, vgl. die vorzügliche Ausarbeitung von Gerhard Stickel 1988 (in der ZGL 16.3); leider blieb sie von durchschlagender Wirkungslosigkeit. Kritische Anmerkungen zur Sexualisierung von Grammatik im Hinblick auf die Genus/Sexus-Problematik liegen auch von Elisabeth Leiss 1994 vor. Und nicht zu vergessen: Jessica Ammer ed. 2019 hat mit relativ kurzweilig formulierten Beiträgen von Josef Bayer, Peter Eisenberg und Helmut Glück eine Menge sprachwissenschaftlich-philologischen Sachverstand kontra kuriose bis strapaziöse Genderisierung des Transnational German versammelt.

„Die feministisch überzogene Politisierung und überflüssige Zusatz-Normierung des Sprachgebrauchs mit abschreckender Morphologie (Substantivsuffix-Verkomplizierung, Flexionsendungspräzisierung) seit den 1980er Jahren (…) hat das Erlernen der deutschen Gegenwartssprache objektiv erschwert, nicht zuletzt für Ausländer. Eine Aufklärungskampagne zur Unterscheidung von biologischem und grammatischem Genus wäre ausreichend, angemessener und wesentlich billiger gewesen. Deutschsprachige Landtage, obendrein der Bundestag, brachten delikate Sprachregelungen zur Gleichbehandlung der Geschlechter (vgl. Stickel 1988) zustande, dergestalt, dass die Sexus-Unterscheidung als grundlegendes rechtliches Wahrnehmungskriterium in Bundes- und Landesgesetzen sowie in Unmengen von Verwaltungstexten festgeschrieben worden ist: ein Bärendienst, eine absurde Verschlimmbesserung des Gegenwartsdeutsch“(Nickl 2013: 42 f.).

 

Bei (1)(2)und (3)  –  geht es wohl kaum um „wissenschaftliche“ Beiträge, produziert in einer dafür typischen Traktatsorte (etwa: paperform). Diese drei Statements liefern lediglich einen unausbalancierten Aspekten-Cocktail über Hervorhebungs- und Social-Gender-Solidarisierungszeichen sowie gewisse Liberalisierungserwägungen im Transnationalen Gegenwartsdeutschen, wobei die unverkennbar labile Situierung des Gegenwartsdeutschen – z.B. als Websprache – rasch aus dem Blickfeld gerät:

 

Notizen zur labilen Web-Situierung der
Transnational German Communication

(brief sketch)

Angesichts  der Kontroverspublizistik von Binnen-I, Gender-Asterisk undbekannten Flexionsendungspräzisierungs-Regelungen sowie weiterer Substantivsuffix-Verkomplizierungs-Varianten sollten wir eines nicht ausblenden:

 

Wir reden über einen  2%-Anteil (!) innerhalb der Top Ten Websprachen ad hoc auf dem zehnten Platz. Gegenwartsdeutsch ist darin grad noch so gelistet: Tendenz eher ‚absteigend‘. Trotz wohlmeinender Deskriptionen:

Und innerhalb dieses 2%-Sektors über einen Minimalsektor an normativ-präskriptiv dekretierter Kanonischer Form, wie er von administrativen, ökonomischen und akademischen Funktionseliten benutzt wird, in Behörden, Bildungseinrichtungen, auf Beipackzetteln und Bedienungsanleitungen.


Vgl. Internet Top Ten Languages (31.März 2020) https://www.internetworldstats.com/stats7.htm
The most spoken languages in Europe http://languageknowledge.eu/
Und die German Speaking Internet Users & Population Statistics: countries and regions with German Speaking Internet Users (Stand: 27.Juni 2022): https://www.internetworldstats.com/stats18.htm

Betrachtet man nur die europäische Sprachensituation, schaut`s fürs Gegenwartsdeutsche zwar bei den Native Speakern (Mother Tongue-Visualisierungstabelle http://languageknowledge.eu/ ) angesichts der Spitzenposition günstig aus, aber aufgrund der weit über 90%igen Penetration innerhalb der geschätzten Grundgesamtheit der Deutsch-Muttersprachler sind quantitativ absehbar nur noch ein paar hauchdünne Zugewinne möglich.

 

Exkurs: Vor zwanzig Jahren sah die sprachpolitische Situation fürs Gegenwartsdeutsche nennenswert besser aus: Web-Situierung des Gegenwartsdeutschen basierend auf primärsprachlichen Nutzer-Zahlen: Kurze Rückblende auf ›Muttersprachliche Deutsch-Webnutzer 1999-2003‹. (Quelle: Global Reach nach Media Perspektiven 3: 2003: 394). Danach hielt Deutsch als Websprache zur Jahrtausendwende noch einen mittleren 5. Platz innerhalb der Top Ten Internetsprachen. Was wohl den technologischen Fortschritt der German-Primär-User reflektierte. Weitere Schätzzahlen & Situierungen nach internetworldstats.com diachronisch: Deutsch als Top-Ten-Internet-Sprache hielt von 1999 bis Mitte 2007 kontinuierlich den 5. Platz, Ende 2007 den 6. Platz parallel zu Französisch. Und von 2008 bis Mitte 2011 lag Deutsch als Websprache auf dem 7. Platz nach Portugiesisch. Ende 2013 fiel es auf den 8. Platz knapp hinter Russisch. Angesichts der annähernd viermal so großen Gesamtheit französischsprechender Primärsprachler weltweit (Realempirie und Relikt der Kolonialzeit), rangiert Deutsch im Rahmen der Top-Ten-Websprachen seither hinter Französisch, zudem nach dem südostasiatischen Sprachenaggregat, das wir als Malaiisch zusammenfassen. Seit Jahresmitte 2016 – nach internetworldstats.com (Top Ten Languages Used in the Web, Stichtag 30. Juni 2016) – hält das transnationale Gegenwartsdeutsche im Leitmedium Internet noch den 10. Platz innerhalb der Top-Ten-Websprachen (Stichtag 31.März 2020).


Gegenwartsdeutsch ist im vergangenen Beobachtungszeitraum 1999 bis heute innerhalb der Europäischen Union kontinuierlich die Websprache Nummer 1 geblieben. Betrachtet man Europa als Kommunikationsraum einschließlich der Russischen Föderation, ergibt ein anderes Bild:  https://www.internetworldstats.com/stats4.htm
In diesem Kontext nicht zu unterschätzen: der German Mobile Market ist der größte in Europa. Betrachtet man die Situierung von https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprache Deutsch als Websprache im Kontext von rund 6900 bis 7100 lebenden Sprachen, je nach Kriteriologie (Ethnologue 2016/2021), dann erscheint all dies nicht nur akademisch relevant und wahrlich sehr kommentierungswürdig.


Deutsch als Wissenschaftssprache wurde seit Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1759 „zu Nutz und Ehr“ von Kurfürst Maximilian III. Joseph verwendet. Heute ist Deutsch als Wissenschaftssprache wiederum eine Minderheitensprache.
Die fürs Gegenwartsdeutsche aktuell und weltweit verbliebene Wissenschaftssprachsituation hat Reservat-Charakter. Ergo: „Wissenschaftssprache Deutsch“? Realistisch betrachtet gibt es dafür längst keine Entscheidungssituation mehr (Nickl 2013: 40).

Kodifizierungsfragen des muttersprachlichen, zweit- und drittsprachlichen Gegenwartsdeutsch waren und sind so gut wie permanent umstritten. Dabei werden doch bloß symbolsprachlich alphabetisierte Notationsgepflogenheiten thematisiert. Ein Trivialitäten-Zirkus. Seit dem „Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Konrad Duden (1880; auf Vorläufer zurück bis ins 16.Jahrhundert ist hier nicht einzugehen) sind der deutschen Regelungswut in Sachen Rechtschreibreform kaum Grenzen gesetzt. Die 28.Auflage des Rechtschreib-Dudens ist 2020 erschienen.
2021 folgte ein weiterer Band über SPRACHLICHE ZWEIFELSFÄLLE (ed. Mathilde Hennig et alii), 1088 Seiten paginiert.

Seit 1880 durchschnittlich alle fünf Jahre neue oder modifizierte Orthographie-Konventionen (!), meist philologisch, manchmal etwas sprachpragmatisch, hauptsächlich aber normativ-präskriptiv dekretierend, kaum verkennbar schulmeisterlich indoktrinierend und wohl auch ein bißchen merkantil motiviert. Gegenwartsdeutsche Mischgrammatiken und Stilwörterbücher sind weitere Gebiete der publizistischen Auseinandersetzung über normative und präskriptive Geltungsfragen des Gegenwartsdeutschen.

Lediglich über Streitfragen der phonetischen Transkription und ihre sozialen Grenzen und Restriktionen – gerade darin läßt sich die Kategorie der Differenz drastisch bis zur kompletten Nichtnachvollziehbarkeit deskriptiv radikalisieren – erfährt man in den Mainstreammedien so gut wie gar nichts.

 

DGPuK-Diskursgemeinschaft und Streitkultur


Die DGPuK ist in erster Linie eine interfachliche Diskursgemeinschaft, eine interdisziplinär-kommunikationswissenschaftliche und publizistische Diskursgemeinschaft. Es ist nicht völlig auszuschließen, daß diese Diskursgemeinschaft durch (3) lädiert werden könnte. Denn (3) impliziert eine vorschnelle, institutionenpolitische und gesellschaftspolitische Mobilisierungs- und oder Skandalisierungsstrategie. In (3) wird meiner Meinung nach versucht, den Argumentationsopponenten (1) repressiv sanktionierend anzugehen, weil er es gewagt hat, die mit der Political Correctness-Keule majorisierend auftretenden Genderisierungsansprüche publizistisch agierender Seilschaften in einigen Punkten massiv zu kritisieren und sich offen davon zu distanzieren.

Einerseits wird im o.g. Offenen Appell (3) zahlreicher DGPuK-Mitglieder und Follower ausgesprochen affirmativ ad rem argumentiert,
Vielfalt und eine lebendige Debattenkultur halten wir für essenziell“.
Danach wird in (3) versucht zu suggerieren, daß potentiell jeder einzelne in jener Publizistik-Zeitschrift veröffentlichte Beitrag (egal wo, wann und in welcher Rubrik) das repräsentative Selbstverständnis „des Fachs“ angemessen zu spiegeln habe und das in Rede stehende Item (1) dies eben nicht leiste: „Dieser Text leistet keinen Beitrag dazu, das Selbstverständnis des Fachs zu spiegeln.“ Das erscheint deshalb problematisch, weil damit eine viel zu enge Elle, eine schier unerfüllbare Repräsentativitäts-Forderung an jeden beliebigen Fachartikel, jede Info, jede Rezension und jedes beliebige im Publizistik-Forum veröffentlichte Statement herangetragen wird. ME geht es in der dortigen Forum-Rubrik um medienrhetorische Darstellungsformen und Disputatorik-Formate mit KW-Quodlibetalia-Charakter, die der Ut-doceat-moveat-et-delectet-Freiheit zugeordnet werden dürfen, (vgl. Quintilian III,5,2).

Andererseits wird in (3) vehement ad personam moniert,
Der Beitrag von Rudolf Stöber sucht jedoch nicht die Debatte, sondern verlässt die Ebene einer sachlichen Argumentation. Er ist über weite Strecken unwissenschaftlich, polemisierend und diffamierend geschrieben. Dies stellt eine grobe Missachtung der Regeln wissenschaftlichen Diskurses und wissenschaftlicher Qualitätsstandards in einer Fachzeitschrift dar.“
Dies ohne eine entsprechende Kriteriologie und Meßmethodik für gerade diese Unwissenschaftlichkeit, diese Polemik und genau diese angeblichen Diffamierungs-Aspektierungen en detail für segmentierte Äußerungsabschnitte, Argumente und Argumentationskonnexe vorzuführen, wenngleich beiherspielend aus (1) zitiert wird. „Der Beitrag diskreditiert geschlechtergerechte Sprachformen als „Marotte zur Spaltung der Gesellschaft“ (S. 8) und erklärt, sie seien ein „Zeichen von Halbbildung“ (S. 3), oder „magisches Denken, das auf einem Irrtum beruht“ (S. 5) und aus Unkenntnis entstanden (S. 7). Er stellt Diskussion und Befürwortung der Verwendung von Gender-Star und Binnen-I in Kontexte von „Gedankenpolizei“ (S. 3), Manipulation (S. 4), „Sprachen- und Gedankenmanipulateure[n]“ (S. 4), Gleichschaltung (S. 4) oder „billige[r] Symbolpolitik“, die „indoktrinieren“ und „polarisieren“ (S. 4) will. Verwendung von Gender-Star und Binnen-I werden nicht nur als Ausdruck von „‘Neusprech‘ (George Orwell)“ (S. 5) interpretiert, sondern auch in die Nähe „zu Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus“ (S. 4) gerückt. Der Eingriff in die Form der Sprache erinnert den Autor an „Goebbels, Hitler, Rosenberg und Konsorten“ und unter Hinweis auf „Äbte im Leipziger Roten Kloster“ schließt er: „Das endet in der Regel mit der Aufrichtung von Guillotinen.“


Welche wie angewandten, kommunikationswissenschaftlich standhaltenden Methodologien, Objektivierungs-Modelle, Hypothesenbildungen, Indikatoren-Verknüpfungen, Parametrisierungen, Variablen-Identifizierung, -Selektion und Validierung führten schnurstracks zu derlei „Unwissenschaftlichkeits-Befunden“ und Evaluierungen?

Rhetorische oder sprachlich-öffentlich bearbeitbare Segmentierungsprobleme, Diskriminierung, Identifikation, Meßbarkeit und Zuordnungsfragen von Polemik-Sequenzen, dies scheint für (3) samt vieler Follower (336 Signatures received: 10.3.21) keine Rolle zu spielen. Argumentativer Bildgebrauch und Behauptungslogik, referierend selektierte zeitgeschichtliche Ereignisse, Episoden, kontextkontrastive Erwartungsbrüche, Non-segmental Features, Aspektierungen und Konnotationsübertragungen aus dem Arsenal der Intellektuellen und Sozialen Zeitkommunikation auf Connected Speech Level oder Paragraph-Level scheinen bei (1) wie (3) jedoch inkorporiert und persuasionsrelevant vorausgesetzt zu sein. (1) und (3) argumentieren vom aktuellen, informierten Erfahrungs- und Gesprächsbasiswissen her.
Im Prangerbrief (3) wird außerdem die Publizistik-Redaktion behauptungslogisch attackiert: „Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, daß dieser Beitrag in der Publizistik veröffentlicht wurde. Ein solcher Text beschädigt die Zeitschrift und das Fach Kommunikationswissenschaft.“ Daraufhin wird der Publizistik-Redaktion „redaktionelles Versagen“ unterstellt.


Entgegen der in (3) inkorporierten, politisch engagiert und modo resolutionis vorgetragenen Auffassung handelt es sich bei Stöbers Statement (1)
zu falscher Symbolpolitik in Zeiten eines zunehmenden Illiberalismus
trotz nicht wegdistinguierbarer, linguistischer und stilistischer Angreifbarkeit um durchaus bearbeitbare, sicherlich kritikwürdige, aber auch nützliche, zumutbare & weiterführende Diskussionsimpulse. Dafür spricht ja eindeutig die positive Entscheidung der 2021 amtierenden DGPuK-Vorstandschaft und der PUBLIZISTIK-Herausgeberinnen und Herausgeber, „dieser Debatte Raum zu geben“.  Was weitere Statements hervorrief: überwiegend mediensoziologisch interessiert und orientiert, teils mit stilistisch monierender Traktierung und gelegentlichen Rekursen auf feministische Sprachkritik samt feministischen Reformvorschlägen zum Sprachgebrauch seit den 1980ern – in der Rubrik Meinungsforum des Hefts 2 (pp.181-213) und im Forum des Hefts 3-4/2021 des 66.Jahrgangs der PUBLIZISTIK, dort eingeleitet mit einer abschließenden Vorbemerkung der PUBLIZISTIK-Herausgeberinnen und Herausgeber pp.427 f.

Das dort anschließend präsentierte, streckenweise eher sprachphilosophisch als kommunikationswissenschaftlich oder linguistisch durchwirkte Statement mit dem illustren „Strohmänner„-Argument, eine Replik auf Rudolf Stöber (1), vorgetragen von H.J.Bucher/M.Kuhnhenn/D.Pfurtscheller im Publizistik-Heft 3-4, 2021: 431-437, tritt mit einem explizit „linguistisch informierten“ Anspruch auf. Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller 2021 argumentieren in ihrer Replik gemäß Eigenangabe „aus der Perspektive einer linguistisch informierten Medien- und Kommunikationswissenschaft“(op.cit. p.432). Dennoch ignoriert diese Replik offenbar die zum Topic relevante RdRVerlautbarung vom 26. März 2021 mit den nach wie vor aktuellen Empfehlungen zur Geschlechtergerechten Schreibung. Warum? Darin wird ja 2021 die RdR-Stellungnahme von 2018 aktuell bekräftigt und die Aufnahme von Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich („Gender-Gap“), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung ausdrücklich nicht empfohlen. Diese in der Sache wohlabgewogene Genderstern-Kritik etc. vom RdR geht glasklar zugunsten von Stöbers umstrittener Straight-Forward-Kritik an der Bezeichnungsevidenz von Binnen-I und am politisierend inszenierten Genderstern (1).

Leider argumentieren Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller 2021 in ihrer replizierenden Perspektive „einer linguistisch informierten Medien- und Kommunikationswissenschaft“(op.cit. p.432) eher im Überfliegermodus,
was die komplexen Empirien, Details und Repräsentationsniveaus von Grammatikalität und Sprachkommunikationsforschung angeht.
Kurz und konkret:
ohne sich zum gegenwartsdeutschen Genussystem und zur herkömmlichen Drei-Genera-Doktrin oder zur Substantivklassen-Konstitution (z.B. zur sprachlogischen und sprachkommunikativen Tragweite des gendersterngenerierten, wahrheitsindifferenten Genus Dubium/Incertum/Diversimodum generell in Anredeformen) zu positionieren,
ohne das feminin+maskulin additiv-positiv zusammenfassende, generell sexusübergreifende Genus Commune als weniger konfliktträchtige Bezeichnungsoption sowie Genus-Zuweisungsoption überhaupt in Erwägung zu ziehen,
ohne eine phonetisch-suprasegmentale, phonatorische und sprechrhythmische Fundierung zu Binnen-I und Genderstern in der Gesprochenen Sprache zu versuchen – nach wie vor ein Desideratum –
und ohne ideologisch wirklich fragwürdige, offenkundige, de facto unübersehbare Tendenzen aktueller Grammatik-Sexualisierung kritisch aus der postulierten Perspektive „einer linguistisch informierten Medien- und Kommunikationswissenschaft“(op.cit. p.432) zu beleuchten.

Auch das beiläufig von Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller eingeführte „Sprachverständnis“(op.cit.p.433) sollte wohl pluralistisch mehrseitig und nicht nur im Hinblick auf gesellschaftspolitisch kaum verkennbare Genderisierungsansprüche, sondern auch kommunikationslinguistisch auf Genusinhärenz, Genera-System, semantische Wortfelder, Phraseologie und Wortbildungsfreiheit im Gegenwartsdeutschen sondiert und diskutiert werden. Welchen Stellenwert haben Native Speaker mit welchem „Sprachverständnis“(op.cit.p.433) im Rahmen einer interpersonalen und transkulturell ambitionierten Humankommunikationstheorie? Und warum werden von Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller 2021 innerhalb ihrer replizierenden Perspektive „einer linguistisch informierten Medien- und Kommunikationswissenschaft“(op.cit. p.432) keine aktuell greifbaren Umfragenergebnisse zum Themenkreis „Gendern und Genderisierung“ beigezogen?  

Oder muß dieses „Sprachverständnis“ von Hans-J. Bucher et alii (op.cit. 2021 p.433) ohne konkrete Grammatikalität des Gegenwartsdeutschen auskommen? Zumindest sollte innerhalb dieses „Sprachverständnisses“ zwischen einflußheischenden, neologistischen Wortprägungen im Funktionärsjargon, bzw. im Netzwerk von bestimmten politischen Akteurgruppen oder motivierten Interessengruppen (Pressure Groups)
und den Tendenzen des allgemeinen Sprachwandels unterschieden werden.

All dies, um eine interdisziplinär-kommunikationswissenschaftlich substanziierte Diskussionsbasis pro/contra Binnen-I und Genderstern erreichen und überzeugungsfähige Problemlösungsvorschläge formulieren zu können. Allgemein sollte die „Perspektive einer linguistisch informierten Medien- und Kommunikationswissenschaft„(Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller op.cit. p.432) nicht mit der Perspektive einer Feministischen Linguistik oder etwa mit der Perspektive einer Feministischen Medien- und Kommunikationswissenschaft verwechselt werden.

In der o.g. Replik geht es jedoch „vielmehrum gesellschaftliche Kritik„(Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller op.cit.p.432), besagt: es geht um eine Agenda, nicht primär um Kommunikationswissenschaft. Die affirmative Präferenz für feministische Reformvorschläge, feministisch inaugurierten Sprachwandel
und der Ex-negativo-Rekurs auf „konservative Stimmen“(ebenda) sowie die einmal mehr als Argumentationsbeistand mitberücksichtigte patriarchalische Perspektive„(op.cit.p.434), im Klartext: die Präferenz für ideologisch belastete Ansätze, das überzeugt nicht. Falls damit insinuiert werden sollte, daß sowas dazu beitrüge, das Selbstverständnis des kommunikationswissenschaftlichen Fachs zu spiegeln, distanziere ich mich davon. Denn eine ideologisierte, sexualpolitisch instrumentalisierte Feministische Kommunikationswissenschaft & Mediensoziologie wäre nicht nur aus meiner Fachsicht keine Alternative.

Rudolf Stöbers Kritik an Binnen-I und Genderstern steht zweifellos in Einklang mit der aktuellen sprachdidaktischen und sprachwissenschaftlich-philologisch und materialreich basierten RdR-Empfehlungslage zu diesem speziellen Problemkreis
. Das darf pro (1) fairerweise und objektiv festgehalten werden. Womit dem angepriesenen Telos in Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller 2021 – Genderstern und Binnen-I etc. als „symbolische Angebote für eine emanzipatorische Praxis, die man vorschreiben kann“ (!) und „der man sich aber auch entziehen oder die man kreativ handhaben kann“(Publ. 2021, 66.Jg., p.436) – wohl doch etwas der Wind aus den Segeln genommen wird. Denn Stöber hat sich dem kritischen Diskurs darüber ja gerade nicht entzogen, sondern sich mutig für eine engagierte wie problemorientierte Debatte innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V. stark gemacht. Was ihm gelungen ist.
Nur wenn man op.cit. so verstehen darf, daß die Verwendung von Binnen-I und Genderstern weiterhin frei, offen, optional und unentschieden, explizit nicht-präskriptiv und de facto dem Usus anheimgestellt bleibt, stimme ich den werten Kollegen darin zu. Keinesfalls darf es akzeptiert werden, in den Sprachwandel autoritär von oben herab einzugreifen.

Daß er sich die kritische Meinungsfreiheit erlaubt, wie andere auch, siehe 
(4) Rudolf Stöber: Richtige Fragen / Zu den Diskussionen über meinen Beitrag Genderstern und Binnen-I (…), in: Publizistik [Forum] 66.Jg., 3-4, Nov. 2021: 439-440
engagiert dagegen zu argumentieren, wenn Bildungsträger, Establishment Medien und politische Pressure Groups versuchen, Binnen-I und Genderstern anderen mit anderer Auffassung mehr oder weniger schikanös aufzudrängen, ist völlig legitim. Die in (1) vorgeführten Argumente und Argumentationsschritte dürften von Free Speech und Meinungsfreiheit gedeckt sein, was nicht zuletzt in (4) auch kommunikationsrechtlich skizziert wird.

Zudem scheint die in (1) involvierte sowie in (3) phasenweise diagnostizierte & heftig monierte Polemik-Portionierung innerhalb des o.g. DGPuK-vereinseigenen Publizistik-Forums hinreichend tolerabel zu sein. Womit ein meßtheoretisches Problem benannt ist. Gerade „aus der Perspektive einer linguistisch informierten Medien- und Kommunikationswissenschaft“(Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller 2021: 432, 436) spielt Polemik-Evaluierung eine Rolle und zwar nicht allein bei (1). Unstrittigerweise hat Stöbers Statement (1) einen Impuls zur Polemik-Evaluierung geliefert.

Wie soll ‚Polemik‘ auf kommunikationswissenschaftlich vertrauenerweckende Weise segmentiert, diskriminiert, identifiziert, kategorisiert, sortiert und daraufhin gemessen werden?
Z.B. aufbereitet und operationalisiert mit Computational Methods und Pattern Recognition? Schon die zuzuordnenden Segmentierungsprobleme in Makroprosodie und Textanalyse sind schwierig. Es gibt ja kein „Polem“ als kleinste Einheit der Polemik (Nickl 1976: 129 f.). Rhetorische Polemik und deren Repräsentationslevel stellen eher ein topisch-dialektisches Argumentations-Syndrom dar. Das von Bucher/Kuhnhenn/Pfurtscheller 2021, p.436 bemühte Knockdown-Argument, „daß es Stöber nicht um eine wissenschaftliche Kontroverse geht, sondern um Polemik (…)“, liefert leider keinen Beitrag zur objektivierenden Lösung des mit dem formulierten „Polemik“-Vorwurf einhergehenden, weithin offenen, kommunikationswissenschaftlichen Methodenproblems, zumindest aus linguistisch informierter Sicht.

Im Vorspann zur „Debatte über diskriminierungsfreie Sprache“ im Februar 2021 machte sich die DGPuK-Vorstandschaft postwendend die Asterisk-Infixgraphem-Auffassung zu eigen: 
… „Liebe Kolleg*innen, wir im Vorstand verwenden den Genderstern und werden das auch weiterhin tun. Weder mit totalitärem Anspruch noch aus Konformitätsdruck (…)“. Möglicherweise, um vereinspolitisch eine gewisse Vorbildfunktion – We for You – in Sachen gendersensitive und politisch solidarisierende Symbolsprachverwendung zu ventilieren. Womit die DGPuK-Vorstandschaft sowohl normativ-präskriptiv wie prärogativ in die Konklusion gesprungen ist, im Stil einer hektischen Vorwärtsverteidigung angesichts von (3). Verständlich, aber war diese prärogative Vorgehensweise anerkennenswert vernünftig? Ohne die gleichzeitig promulgierte, klärende, innovativ-kontroverse Mitglieder-Diskussion über diese zwei strittigen Items aus dem Arsenal der politlinguistischen Phraseologie abzuwarten? Eine schöne, operationale Contradictio in Adjecto. Ein eher weniger elegantes, kommunikations- und medienforschungsgemäß professionelles Procedere. Warum wird nicht zuerst ergebnisoffen gefragt, ob kommunikationspolitische Egalisierungskampagnen zur semantischen Kongruenzherstellung von grammatischem Genus, humanbiologischem Genus und Social Gender im Gegenwartsdeutschen aussichtsreich oder unplausibel erscheinen? Ob sie überhaupt auf einer rationalen Wissensform basieren? Oder ob solch ein ambitionierter Agenda-Ansatz eher eine mit kommunikationswiss. Methodologie kaum bearbeitbare, schier undurchführbare Wissensform signalisiert?

Bei dieser Gelegenheit hat die DGPuK-Vorstandschaft leider nichts darüber verlauten lassen, wie das sprachlogisch prekäre „Liebe Kolleg*innen, dieses samt Genus dubium, incertum oder diversimodum signal-solidarisch generierte Edelpluraletantum (samt Gender-Asterisk-Infixgraphem) in Anmoderationen oder allgemein im gegenwartsdeutschen Sprachgebrauch gesprochen werden soll. Mit sinnzerreißender Häsitation? Mit stimmlos-solidarisierendem Pausensegment? Oder wie?

 

Gefragt werden darf jedoch schon: Was sollen die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft noch wirklich Entscheidungsrelevantes diskutieren „dürfen“, wenn`s eh schon entschieden ist?, quasi decision-making-approachmäßig, wie der Franke sagt. Allerhöchstens fehlt noch ne staatlich besoldete Medienethik-Kommission, die in dasselbe Horn bläst. Oder ne Gruppe saturierter Konkordats-TheologInnen, wär auch noch ne Option. 


Wenn es plausibel erscheint, daß der erwünschte symbolsprachliche Signaleffekt des Diversitäts-Asterisks – mehr Gender-Gerechtigkeit bei mutierendem Genus – nicht unerheblich mit von den adressierten humanbiologischen Diversitäts-Voraussetzungen abhängt (sonst hätte derlei Symbolik keine manifeste Basis), dann darf sicherlich gefragt werden, ob gerade diese Voraussetzungen konkret im Innenverhältnis oder Außenverhältnis der DGPuK-Vorstandschaft wirklich vorliegen. Anders formuliert: wie viele Hermaphroditen, LGBT- und oder Transgender-Personen sind denn tatsächlich im DGPuK-Vorstand inkludiert? Lautet die Antwort „gar keine“, wird sofort klar, daß das Asterisk-Infix <*> bloß showtimemäßig verwendet wird. Und daß es in der o.g. Verlautbarung offenbar eher um eine Reverenz gegenüber genderpolitisch engagierten KommunikationsfunktionärInnen geht, oder um ein beschwichtigendes, markantes Entgegenkommen angesichts der angeschwollenen Follower-Zahl von (3), die schon im Februar 2021 über 300 Unterschriften eingesammelt hatten. Dennoch war der prärogative Schachzug weder notwendig, noch dürfte er von der konkreten, humanbiologischen Situierung der DGPuK-Vorstandschaft geboten gewesen sein. War es eine prärogative Richtungsentscheidung? Oder wie darf man diesen prärogativen Schritt verstehen?

Unter den vereinseigenen Downloads wird auf eine „Liste aktueller einschlägiger Publikationen“ verwiesen, die reklamiert, den angeblichen Forschungsstand Geschlechtergerechte Sprache/Gender Fair Language zu repräsentieren: sie enthält u.a. mehrere Items, die unübersehbar der ideologisierten Sprach- und Diversity-Auffassung entsprechen. https://www.dgpuk.de/sites/default/files/Literaturliste_Forschungsstand_GGS.pdf  Es erheben sich berechtigte Zweifel, ob diese einseitig selektierte Liste „den Forschungsstand“ für dieses spezielle Diversity-Genre repräsentiert. Dies scheint wohl schon eher ins Design einer Feministischen Kommunikationswissenschaft & Feministischen Mediensoziologie zu passen.

 

Gerade in der aufklärerisch-kritisch, kommunikationssoziologisch und topisch-dialektisch inspirierten DGPuK sollte die Lust an der Kontrolle (3) nicht überwiegen, um Free Speech und Meinungsfreiheit in the long run womöglich zu lädieren. Die bewußt kritisch intendierte Open-Access-Rubrik „Forum“ in der PUBLIZISTIK/Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung weist (noch) akzeptable Artikulations- und Freiheitsgrade auf, selbstverständlich stilistisch graduell differenziert je nach darstellungstechnisch gewählter Präsentations- und Vermittlungsform: Trotz des Hinweises auf und der nicht nur kokettierenden Respektierung einer nicht-diskriminierenden Sprachverwendung, die sicherlich nicht dazu intendiert ist, der DGPuK-Mitgliederkommunikation gewisse Daumenschrauben anzulegen. Andernfalls wär`s fatal für die traditionsreiche DGPuK. Kommunikationskultur ohne freie Rede und garantierte Artikulations-, Info- und Meinungsfreiheit, wenngleich nirgendwo schrankenlos gewährt (dies bleibt konzediert), ohne komplementäre Rhetoriktraditionen und ggf. ohne antithetische bis inkommensurable Statements, solcherlei vereinseigen reduzierte Kommunikationskultur hätte kaum noch europäische Bodenverankerung.

 

Wer ideologisierte, Feministische Kommunikationswissenschaft & Feministische Mediensoziologie betreiben will, sollte dies offen, ehrlich und unverklausuliert sagen. Die Dimensionen und Repräsentationsniveaus der Grammatikalität des Gegenwartsdeutschen haben weder gesellschaftliche Machtverhältnisse noch das Wesen politischer Systeme zu vertreten. Grammatikalität generiert weder ein politisches System noch gesellschaftspolitische Unterdrückungsverhältnisse. Im Gegenwartsdeutschen am ehesten ideologisierbar und pervertierbar sind Items der Semanik, Phraseologie und Wortbildung.
Ohne ihr Selbstverständnis zu strapazieren, sollte die DGPuK im Kontext von (1) und (3) zur aufgeklärten, faktenbasierten, szientifisch-kritischen Deeskalation andringender Konfliktstrategien beitragen. „Weder normativ-präskriptive Schulmeisterei noch schnelle Soziologisiererei, promulgiert durch politisch ambitionierte Ex-officio-Gremien, sollten befeuert werden. In der Sprachkommunikationsforschung wie im Social Cognition Research sollten Epistemologie, Forschungsfreiheit, Free Speech und Lehrvermittlung unmißverständlich und signifikant vor politischem Engagement und vor jedweder Activity & Movement Mobilization rangieren“.
(Nickl 2021: 76).




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https://www.thefire.org/resources/spotlight/reports/spotlight-on-speech-codes-2021/#discussion
Dies.: [Links to] Previous Speech Code Reports [2006-2020]:
https://www.thefire.org/resources/spotlight/reports/
Dies.: 10 Worst Colleges for Free Speech: 2021.- 17.Feb.2021
https://www.thefire.org/10-worst-colleges-for-free-speech-2021/
Dies.: FIRE to President Biden: Let’s work together to protect free speech and due process on campus. 20.Jan.2021 https://www.thefire.org/fire-to-president-biden-lets-work-together-to-protect-free-speech-and-due-process-on-campus/
Dies.: Report: 88% of universities restrict expression — and online classes are especially dangerous for student speech.-8.Dez.2020
https://www.thefire.org/report-88-of-universities-restrict-expression-and-online-classes-are-especially-dangerous-for-student-speech/

Fourieranalyse vgl. Spektrum.de https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/fourieranalyse/4311

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‚Die französische Sprache gesetzlich geschützt‘: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) Nachricht mit AFP-Quellenangabe auf der Titelseite vom 2.7.1994; weitere Nachweise auf  https://de.wikipedia.org/wiki/Loi_Toubon en.wikipedia.org/wiki/Toubon_Law und fr.wikipedia.org/wiki/Loi_Toubon https://www.legifrance.gouv.fr/loda/id/LEGITEXT000005616341/

Philipp Nicodemus Frischlin: Grammatica Latina 1585, hier: Grammatice Latina compendiosa Scripta (…) Frankoforti ad Moenum 1599

Alan Garnham/Ute Gabriel/Oriane Sarrasin/Pascal Gygax/Jane Oakhill: Gender Representation in Different Languages and Grammatical Marking on Pronouns: When Beauticians, Musicians, and Mechanics Remain Men. In: Discourse Processes, Vol.49, 6, 2012: 481-500

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Ders.: Ja, da kann man nur noch gehen. [Untertitel:]Chronik eines fortlaufenden Schwachsinns: Theodor Ickler erklärt, warum er den Rat für deutsche Rechtschreibung verläßt. Über sinnlose Diskussionen, schwindende Runden und Angst vor „Krawallmachern“. In: FAZ/Feuilleton, hier: Digitalisat im faz.net, aktualisiert 25.2.2006: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/rechtschreibreform-ja-da-kann-man-nur-noch-gehen-1308047.html

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Zur Einführung in ein vergessenes Thema der Sprachwissenschaft.
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neu ediert im Corpus Corporum repositorum operum Latinorum-Projekt der Uni Zürich: http://www.mlat.uzh.ch/home: dort über die Reiter Grammatici Latini (cps 13) ▸ Priscianus Caesarensis ▸ Ars Prisciani ▸ Ars Prisciani (Priscianus Caesarensis) http://www.mlat.uzh.ch/index.php?app=browser&text=14020:8

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“Atqui si quis et didicerit satis et (…) voluerit docere quae didicit, non erit contentus tradere in nominibus tria genera et quae sunt duobus omnibusve communia.”
https://thelatinlibrary.com/quintilian/quintilian.institutio3.shtml#5 lib.III,5(2):
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Geschlechtergerechte Schreibung: Empfehlungen vom 26.03.2021
https://de.wikipedia.org/wiki/Rat_f%C3%BCr_deutsche_Rechtschreibung#cite_note-Rechtschreibrat_2021-03-26-19
Die Entwicklung und Bewertung des Themas „Geschlechtergerechte Schreibung“ in der Beobachtung des Schreibgebrauchs 2018-2020 vom Rat für deutsche Rechtschreibung gebilligt am 26.03.2021 https://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_PM_2021-03-26_Anlage1_Geschlechtergerechte_Schreibung_seit_2018.pdf
Geschlechtergerechte Schreibung: Orthografisch nicht normgerechte Wort- und Satzbildungen: https://www.rechtschreibrat.com/DOX/rfdr_PM_2021-03-26_Anlage2_Orthografisch_nicht_normgerechte_Wortbildungen.pdf

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Ders.: Richtige Fragen / Zu den Diskussionen über meinen Beitrag Genderstern und Binnen-I (...), in: PUBLIZISTIK [Forum] 66.Jg., 3-4, Nov. 2021: 439-440
vgl. hierzu auch Hans-Jürgen Bucher/Martha Kuhnhenn/Daniel Pfurtscheller:
Linguistische Strohmänner: Die Instrumentalisierung der Sprachwissenschaft in Rudolf Stöbers Kritik gendergerechter Sprache (...), in: PUBLIZISTIK [Forum] 66.Jg., 3-4, Nov. 2021: 431-437

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Gerhard Trabert: Ist Emotionalität un-wissenschaftlich?, in: Forschung & Lehre, 22.1.2021  https://www.forschung-und-lehre.de/zeitfragen/ist-emotionalitaet-un-wissenschaftlich-3380/

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Vgl. Rezension von M.M. Nickl in: PUBLIZISTIK, Jg.34, Nr.1-2, 1989: 199-200
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Hermann Zabel (ed.): Keine Wüteriche am Werk. Berichte und Dokumente zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Hagen 1996; Ders.: Ickler und Denk müssen sich entschuldigen! Ein Rechtschreibreformer antwortet den Kritikern. In: Deutsche Sprachwelt. Ausgabe 21, Herbst 2005  [Digitalisat]
https://www.sprache-werner.info/Ickler-u-Denk-muesen.3809.html


Version:
Juli 2022